62 bei ich euch in der Schnelligkeit ein paar Vaterunser und einen Glauben, da¬ für das wir wieder miteinander gut sein sollen!" Dem kam er getreulich nach, dann verließ er die Kirche und ging nach dem „Roten Ochsen“. Dort im Hofraum saß der Fehringer schon breit auf dem Wägelchen, hinter welchem die „braune Liest“ angebunden war. „Siehst, Stiegelsteiger“, rief er schon von weitem dem Daherkommenden „ich hab sie doch! zu, Wiesner trat erst zur Kuh. Er klatschte ihr auf den Hals. „Na, Liest, jetzt wirst gute Tage haben, hast dich zwar bei uns auch nicht beklagen kön¬ nen, aber jetzt wirst gute Tage haben. Behüt dich Gott!“ Die roten Ränder um die Augen mochten ihn etwas brennen, denn er strich mit den Fingern darüber. Dann ging er vor, lehnte sich an den Kutschbock und sprach zu dem Fehringer hinauf: „Was ich dir hab sagen wollen, ein paar Gelöbniß liegen auf der Kuh, noch von ihrer letzten Krankheit her. „Der sie darauf gelegt hat, soll sie wieder wegnehmen. Was bekümmert' 27 mich „Möcht, etwa doch sein. Acht Stück Heilige, wie sie in der Kirche stehen, und drei, die mir gerad' zur Hand waren, hatten jeder rechtschaffen eine Wachs¬ kerze um die Kuh verdient. Und nun erzählte er dem Fehringer, wie die Gelöbnisse auf die Kuh ge¬ kommen und schließlich auf derselben liegen geblieben, „weil halt zu Anfang der liebe Herrgott mit hat daran mögen und er ihn erst hat bemüssen müssen.“ Der Fehringer hatte seinen Spaß und seinen Verdruß daran, man merkte es seinem Gesichte an, mit welchem er unverwandt den Wiesner anstarrte. Erst lachten die Augen und die Mundwinkel hingen sauertöpfisch nieder, dann wieder verzog er den Mund zum Lachen und die Augen sahen verdrießlich dazu. Jetzt, wo der Wiesner zu Ende gekommen, hieb er mit der Peitsche durch die Luft und schrie: „O du gottüberlegener 7 „Jakob ist mein' Vater sein Name“ lachte Vroni. Fehringer ließ den Atem breit aus der Brust strömen. „O du gottüber¬ legener Jakob!“ Mehr sagte er nicht und fuhr von dannen An dem nächsten hohen Feiertage brannten auf dem Hochaltare in der Kirche statt der alten Stumpfen zwölf neue Wachslichter; der Fehringer hatte das Dutzend vollgemacht. Man konnte eben nicht wissen, wie die Heiligen es aufnehmen wurden, wenn sie sich solchergestalt um das Ihre verkürzt fanden! An den Wiesner konnten sie sich nicht halten, der hatte selber nichts, wohl aber an die Kuh, und darauf mochte es der Fehringer nicht ankommen lassen, und es kam ihm auch nicht darauf an, die braune Liest war immer noch soviel wert; die stand nun endlich mit ihrem weißen Stern auf der Stirn in seinem Stall neben der kohlschwarzen, die auch so einen weißen Tupfen hatte. Die WIR STEHEN Im TRAUERFALL MIT RAT UND HILFE ZUR VERFUGUNG! STADT. BESTATTUNG, STEYR, KIRCHENG. 1, Tel. 23 71, Nachtruf 270 85.
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