nun tagsüber nicht mehr im Bette, sie saß auf der Ofenbank oder am Tische, wo die Kinder spielten, oder am Herde, wo sie den ungelenken Vater im Kochen unterwies. Sie war nicht heiter, und sie war nicht betrübt, sie war ruhig und hatte keine Klage — nur wenn sie allein war, machte sie bisweilen einen schwer¬ den Seufzer. So verging der Winter, es kam wieder das liebliche Pfingstfest, und die Mutter war krank. Mit der Wirtschaft war es nun entschieden. Haus und Hof wurden der¬ äußert, meine Geschwister verdingten sich an fremde Bauern. Den hilflosen Eltern wurde ein Häuschen angewiesen, das bisher zum Gute gehörte. Mein jüngster Bruder, der noch nicht imstande war, sich das Brot zu erwerben, und eine Schwester blieben bei ihnen und übten Pflege an der armen Mutter. Der Vater ging allweg über die Berge zu den Aerzten und verschrieb ihnen schier einLeben, wenn sie jenes seiner Gattin retten könnten. In dem Häuschen sah es ärmlich aus. Die Kranke duldete still. Ihr Augen¬ licht wollte sie verlassen, ihr Denkvermögen wollte sich auflösen. Der Tod klopf¬ te in wiederholten Schlaganfällen an ihr Herz. Oft schien sie schwer zu leiden, aber sie schwieg; sie hatte nichts mehr mit der Welt — nur nach ihrem Gatten, nach ihren Kindern fragte sie. Es war ein jahrelanges Sterben. nur Ich habe sie in dieser Zeit oft besucht. Sie erkannte mich kaum, wenn ich an ihrem Bette stand; dann sagte sie doch wieder wie im Traum: „Bist dass, Peterl? Gott sei Lob und Dank, das du wieder da bist!“ Im Hochsommer trugen wir sie einmal mitsamt dem Bett aus der dump¬ Stube in das Freie, das sie noch einmal den Sonnenschein sehen sollte. Ich den weit nicht, ob sie ihn sah, sie hielt das Auge offen und blickte die Sonne an, Sehnerven schienen erstorben zu sein. die Da kamen plötzlich Tage, da sie umgewandelt war. Sie war heiter und verlangte in das Freie. 6„Wirft mir doch wohl wieder gesund, Maria, und wirbleiben noch eine Weile beisammen“, sagte ihr Gatte. „Ja“, antwortete sie. Das alles hatte ich auf diesem Waldwege überdacht — und jetzt war es vorbei mit diesem armen, reichen Leben! Als ich endlich nach stundenlangem Wandern durch die Wälder des Alp¬ steiges das strohgedeckte Häuschen am Berghange sah, da war es wie ein bläu¬ licher Schatten über Wald und Feld und allem, und doch lag der Sonnentag darüber. Aus dem kleinen Rauchfange stieg ein grauer Rauch. Ahnt sie', das ich komme, kocht sie meine Lieblingsspeise? Nein, fremde Leute bereiten ein Totenmahl. Lange standest du vor der angelehnten Tür, deine Hand zitterte, als sie sich endlich an die Holzklinke legte. Da ging die Tür auf, da tratest du ein, da war es dunkel in der engen Vorlaube, nur ein mattes Oellämpchen flatterte in einem Glase, und da sahest du' wohl — an der Wand, unter der räucheri¬ gen Bodenstiege, auf einem Brette lag die Bahre, ganz zugedeckt mit einem großen, weißen Tuche. Zu Häupten standen ein Kruzifix und die Schale Weil¬ Wasser mit einem Tannenzweig. Da fielest du nieder aufs Knie... Endlich kam die Träne. Die Träne, die uns einst das Mutterherz mitgegeben auf die Welt zur Linderung im Leid und zum einzigen Trost in der Stunde, wo kein anderes Heil der Seele naht, wo die Freunde uns nicht verstehen können und das Mutterherz gebrochen ist. O sei gegrüßt, du reiches, ewiges Erbe! WOLLEN SIE WAHREND IHRES URLAUBES SICHER, BILLIG UND BEOUEM INS AUSLAND FAHREN ODER DIE SCHÖNHEITEN ÖSTERREICHS BEWUNDERN? AUSKUNFT GEBEN IHNEN DIE STADTI¬ SCHEN UNTERNEHMUNGEN (REISEBURO), STEYR, KIRCHENGASSE 1. * SIE WERDEN UNVERBINDLICH BERATEN * 40
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