2 Das Wiegenlied KARL KROBATH Ein Liedchen klingt mir immer, Wenn gleich die Jugend schied; Die Mutter sang es leise, Das liebe Wiegenlied. Neun bin ich oftmals müde Schon neigt mein Gang zur Rüste, Vom harten Lebensstreit; Es geht dem Scheiden zu; Da klingt das Liedchen wieder Da wiegt mein kleines Liedchen Als Gruß aus goldener Zeit. Mich so wie einst zur Ruh. Auf seiner trauten Weise Wird meine Seele ziehen, Zum blumenreichen Garten Der ewigen Kindheit hin. +e 7 S0 900 70 4 9 4 80 Er Sie Mannesmann Sanierung Das waren in der Ehe die einzigen Zwistigkeiten. Aber sie griffen nicht tief. Sie äußerten sich nur gegeneinander; wenn der Vater mit fremden Leu¬ ten prach, so pries er die Mutter; wenn die Mutter mit fremden Leuten sprach, so pries sie den Vater. An der Kinderzucht waren sie eins. Arbeit und Gebet, Sparsamkeit und Redlichkeit waren unsere Hauptgebote. Von meiner Mutter bekam ich die Rute ein einzig Mal. Da stieß ich ein¬ mal — wie ich schon gerne auf dem Herde saß, wenn die Mutter kochte den vollen Suppentopf um, so das das halbe Feuer gedämpft wurde und ich mir schier die bloßen Füßchen verbrannt hatte. Meine Mutter war den Augen¬ blickt nicht dagewesen, und als sie nun auf das mächtige Gezische herbeieilte, rief ich, feuerrot im Gesichte: „Die Katz', die Katz' hat den Suppentopf umge¬ warfen!“ —6 „Ja, dieselb' Katz' hat zwei Füß' und kann lügen?“ versetzte die Mutter und nahm mich und strich mich eine lange Zeit mit der Rute. „Wenn du mir noch einmal lügst“, rief sie hernach, „so hau ich dich mit dem Ofengabel¬ 38
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