Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

mit 'f<'nor olo von 0 . Fitz, verlang t e eine Wiederholung. Chorme ister Engelbert Malle ist ein ausgezeichneter Dirigent und zähmt di e große Schar ha nd fester „Polizc ibu am·• mit seinen schlanken Iländen. 22. Re i ehr am in g. Beim Kreisgericht Steyr fand der Prozeß statt gegen Ma ri a nnd Ernestine Pohcnberger aus Reichraming, die angeklagt si11 d, e in am 4. Dezember 1953 von Ernest ine Pobenl,crge r geborenes Kind ermordet zn haben. Maria Pobenberger, eine sch li chte Fratt aus Reichraming, mußte eines Tages YOn ihrer Tochter Ernestine e rfahren, daß s ie ein Kind von dem S-Solclaten Henry Lichterney, einem Mulatten, erwarte. Nachdem die Tochter einen Ar7t in Steyr-Münichholz aufgesucht und um Unterbrechung ihrer Schwangerschaft ;ebeten hatte, was d e r Arzt j edoch ablehnte, versu cl,, te es einige Zeit späte r die Mutter beim Gemeindea r zt von Reichram in g. Sie erzä hl te ihm, eine ihrer Freuudinuen erwarte e in K ind uud se i bestrebt, es los zu werden, weil ihr Bräutigam auf tragi sche Weise bei einem Verkehrsunfa ll un1 gcko1nn1 cn und e ine Heirat dah er a ll Sw gesd1lossen se i. Aber aud, dieser A rY.t lch11te das Ansinnen ab. Da M1111er und Tochter nun keine Mögli chkei t mehr sahen . clie Geburt des Kindes zu verhinder n, beschlo sen sie, es unmitte lbar nach der Geburt umzubringen . Diese Aufgabe hatte Maria Pohenberger übernommen . Sie fnb r in der bestimmten Abs icht, die Geburt des Kindes zu ve1·heim li chen, mit c.ler Tochter nach Steyregg, fand dort nach em igem Umfragen be i einer Frau Theresia Nagler Unterkunft. Noch in cler Nad1t gebar Ernestiue das Mulattenkind. Maria Pobenberger versud1te nun, das Neugeborene c.lurd1 Einflößen von kaltem Was- ' ser zu töten . Da dies jedod1 keiucn Erfolg hatte, fuhr ie nad1 Steyr, besorgte s ielt dort das Schädlingsvertilgungsmittel „Cortilan", nahm da s Kind von Steyregg mit nach Reid1ramiug nnd gab ihm von dem Gift, da s die Frau in die Mild1 gemi sd tt hatte. Cortilan lös t s ich aber i n Milch nicht auf, wes halb s ie das Kind scl: li e ßlich mit d er Windel erst icl tc. Den Le idrnam brad1te s ie d ara uf Y.Um Gemeindearzt und bat dessen anwesen de Gattin, nachzusehen, was ihm feh le. Da Dr. Holub gerade auf Krankenvisite war, mad1te clie Ga tti n Wiederbelebungsversuche, di e jedoch keinen Erfolg hatteu. Das i,t im allgemeinen der zur Verh andlung stehende Tatbes tand. Die beiden Angeklagten haben ihre A ussagen im Laufe der Voruuter uchuugen mehrmals abgeiii;dert und versucht, si d1 zu ent lasten. lm allgemeinen ver uchte Maria Pobenberger ihre Tod1ter Ernestiue völlig ,u entl as ten , mad1te aber aud1 gleichzeitig clen Ver sud1, ihre se iuerze itigen Aussagen vor der Gendarmer ie und dem Unterudrnngsrichter abzuändern. Sie s tellte cl en Mo rd so dar, al se i ihr da s Gift versehentlich in di e Mildt gekommen. Trotz aller dieser E iuw endnn gen gab Maria Pohenherger ihr e Scl1t1ltl am Tode d es Kindes zn und gab kund, uni.er allen Umständen bere it zu se in , für ihr e l eicht fe r· tige Tochter zu büßen. Darin liegt die e igentliche Tragik dieses Prozesses. Ernesti ne Pobenberger hingegen nahm diese Bcreitsdiaft d e r Mutier sichtlid1 erfrent an und erklärte auf di e verschiedenen Fragen des Vorsitzendeu, cles Staatsanwaltes und der Be isitzer, s ie hälte von a ll em Anfang an nicht mit der Abs ichl: d er Mutter, das K in d zu Löten, ühercingestimmt. 24. S t e y r. M it Ent d,l ießung des B undespräsidenten wurd e dem Direktor cl e r Städt ischen Ha nde lsschul e, Dipl. -Kfm. Otto Wolfa rtsbe rge r, der Titel Regierungsrat verl iehen. - An clcm zweiten ö,terreichischcn B undessiiugerfest in Klagenl'urt vom 11. b i 13. Juni hat als einziger Steyrer Verein det· A cappella-Chot· .,Sängerlust·' teilgenommen. Dieser weit übe r seine engere Heimal hinau s bekannte Chor hat i'll seinrm unter Leitung Prof. Deschka.;; stehenden Sonderkonzert am 12. Juni gezeigt, tlaß er sich in dier.cm in te rnationalen Rahmen - es h aben and1 ausländi sch e Ve r e in e an <lern Sängerfest teilgenommen würd ig an die Spitzenvereine an schloß. 27. Mo 11 n. In den Nachmittagss tunden ging über die Ort d1aft 1hmsan eiu schweres Hagelgew ill er n ieder. Die Hagel-· körner e rreicl1ten teilwe ise d ie Größe vou Taubene ie rn und richteten schwerste Flur· schäden an. Der entstancleue Sad1schaden ist beträchtlich. Wie durcl1 amtliche Organe vorläufig festgestellt wurde, hatte cler über ei nen Teil der Gemeinde Molln niedergegangene Ilagelsd1lag bei mehreren Besitzern in der Ortschaft Ramsau und zum k leineren Teil in Zimek eine ganz ve rh ee r ende Wirkung. Die Roggene rnte wurde zur Giinl.e nncl di e anderen G„tre icl efe lcl e r bis zu 80 Prozent vernichtet. Aud1 die Wiesen nnd Kleefelder wurden d erart niederge cl1lagen, daß ein Ahmähen un geheuer sd1w ie rig ist und mehr Arbeitsaufwand erfordert, als die unansgereiften Getreideha lme und Grä~cr überhaupt wert sind, da sie durch die Vermurung und durch das Abschlagen fast jeden Futterwert eingebüßt haben. Da in Mo lln in den l e tz ten Jahrzehnten 201

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