Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

Die „Sensenhammereibe“ und andere Naturdenkmale unserer Stadt Von Stud. =Rat Prof. i. R. Dr. H. Seidl, Landesbeauftragter für den Naturschutz in Oberösterreich In das Naturdenkmalbuch der Stadt Steyr ist ein schöner, alter Eiben¬ kaum im ehemaligen Museumsgarten aufgenommen worden, welcher ge¬ eignet erscheint, noch auf viele Jahrhunderte hinaus den hier wieder errichte¬ ten 200 jährigen Sensenhammer zu zieren. Die Bestandteile dieses in seiner Art ganz einmaligen Altwerkes sind seit Jahren von dem in Fachkreisen be¬ kannten Heimatforscher Josef Zeitlinger der altbewährten Leonsteiner Sensenwerksfirma Ludwig Zeitlinger gesammelt und konserviert worden und diesem berufenen Fachmann, dem Verfasser der einzigen Monographie der Sense, die im 91. Band des Landesmuseumsjahrbuches unter dem Titel „Sen¬ den, Sensenschmiede und ihre Technik“ reich illustriert erschienen ist, wurde auch der komplizierte Wiederaufbau des alten Hammers im Verein mit Ar¬ chitekt Franz Koppelhuber anvertraut. Unsere „Sensenhammereibe“ ist noch kein besonders starker Baum, doch läßt ihr Stammumfang von fast einem Meter in Anbetracht des minderen Schuttbodens doch auf ein Alter von 150 bis 200 Jahren schließen. Die Höhe ist für einen Taxus schon ganz stattlich zu nennen, wenn wir ihre fast sieben Meter mit den etwa 10 Metern der ältesten Elbe des Landes im Stiftsgarten von Wilhering vergleichen, die bei einem Umfang von 341 Zentimetern ein Alter vermuten läßt, das kaum jünger sein mag als das des Stiftes. Im Planungsprotokoll scheint unsere Elbe bereits als sehr erwünschte Baumkulisse zum alten Sensenhammer auf und als unbedingt schützenswertes Naturdenkmal. Es mag zuerst etwas befremdlich erscheinen, das ein Nadel¬ holzbaum in nächster Nähe eines beständig mit offenem Feuer arbeitenden Betriebes geduldet wurde, doch zeigt die Elbe, wie auch in vielen anderen bis¬ logischen Belangen, eine Ausnahme unter den Nadelhölzern; sie führt nämlich keine Harzgänge, ist also weit weniger leicht entflammbar als die übrigen Schwarzhölzer. Alte, schöne Bäume gehören zum vertrauten Bilde eines alten Hammerwerkes. Ein prächtiges Beispiel dafür stellt die noch tadellos gesunde, hochgewachsene Linde mit einem Stammumfang von fünf Metern in der engsten Heimat unseres Sensenhammers dar, nächst dem ehemaligen Hammer¬ Haus des Zeitlingerschen Sensenwerkes Schmiedleithen bei Leonstein. Aehnliche „Werkslinden“ finden sich nicht selten im Enns= und Ybbstal, in der Losensteiner= und der Unterlaussa, im Steyr= und Teichltal; eine der größten in Spital am Pyhrn. Alle diese Werkslinden gehören zu der groß= und 1 breitblättrigen Art, den Sommerlinden, deren Blätter besonders „sind“ und weich sind und wegen ihres Saftreichtums nicht leicht Feuer fangen. Die Den¬ tung uralter Sensenschmiede, das solche Bäume geeignet sind, die Verbreitung von Funkenflug einzudämmen, ist gar nicht von der Hand zu weisen. In der „Werkslinde“ haben wir es mit einer besonderen Abart des „Haus¬ baumes“ zu tun, einer ungemein ansprechenden Bepflanzungsart, welcher das heimatliche Voralpengelände mit seinem Eindruck traulich =gastlicher Behäbig¬ kein verdankt. 139

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