Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

zählt, das der Teufel hier oft die Leute narrte und in die Irre führte. Eine Sage erzählt, das der Teufel hier -Kohlen dörrte; die Schmiedin in Thann nahm ihm diese in Schaffeln weg, daheim waren sie dann immer Zwanziger. Auf dieser unheimlichen Tanzstatt fuhr um Mitternacht der Teufel hin und her, worauf er dann mit Getöse durch den „Teufelsgraben“ davonjagte. Es heißt, das bei der „Satans =Tanzstatt“ Türken und Franzosen begraben liegen. Vielleicht sind hier auch Gehenkte verscharrt worden, denn unweit davon stand der Galgen; der Flurname „Galgenweid“ weist darauf hin. Die Ketzergruabn Am Hange der Polzleite, die ein Teil jener Leite ist, die sich von Asang bei Unterwinkling hinzieht und von der niederen Ennsterrasse zu der höher gelegenen Terrasse emporsteigt, befindet sich, von Sträuchern umwuchert, ein Felsenloch, das allgemein „Ketzergruabn“ genannt wird. Dieses Loch ist die Eingangspforte zu einem unterirdischen Gang, der sich unter den Feldern der höheren Terrasse ungefähr achtzig Schritte weit im Konglomeratgestein bis zum Bauernhause „Stöffel z' Edt“ hinzieht, welches Bauernhaus unweit der von Enns nach Steyr führenden Bundesstraße liegt. Bei der „Ketzergruabn“ stoßen die Gründe der zwei großen Bauernhöfe Polz in Asang und Stöffel z' Edt zusammen; der so merkwürdig benannte unterirdische Gang gehört aber zum letztgenannten Bauernhofe. Warum das Felsenloch, das vormaleinst von Wald umgeben gewesen sein mochte, „Ketzergruabn“ heißt, weit niemand zu sagen; es wird aber angenommen, das sich einst Ketzer hier aufhielten oder Zuflucht suchten, als sie verfolgt wurden. Die zerstörte Burg Am Abhang des Damberges, unterhalb der Windlochhöhle, liegen Zahl¬ reiche grünbemooste Steine, über die der Fuß des Menschen stolpert, wenn er nach köstlichen Beeren sucht, die in den Schlägen am sonnigen Hang so vor¬ trefflich gedeihen. Eine uralte Sage weiß zu berichten: Vor vielen Jahren ist am äußersten Rand des Damberges, dort, wo das steinerne Maul, „Wind¬ loch“ genannt, sich öffnet, eine Burg gestanden. Der Besitzer dieser Burg raubte eines Tages das schöne Weib des Ritters von der Burg Losenstein und ent¬ führte es auf seine hochgelegene Feste. Der Losensteiner aber zog mit seinen sie streitbaren Mannen heran und belagerte die Burg des Räubers. Er nahm ein und zerstörte sie; die Steine ließ er den steilen Berg hinabrollen, daher die vielen Steine am Abhang des Berges. Hier liegt die Sage im Widerstreit mit der Historie, die nichts von einer Burg auf dem Rücken des Damberges weit. Auch Benedikt Pillwein erwähnt 1828 in einem seiner Bücher unser Windloch auf dem Damberg: „Rechts vom Jägerhause auf dem Damberg in der Pfarre St. Ulrich befindet sich ein sogenanntes verwunschenes Schloß, das Windloch genannt. Ein kalter Schauer ergreift den Wanderer beim Hinab¬ W blicken. Man sieht eine tiefliegende Stiege und hört einen Wasserfall brausen“ Es kann sein, das das „Windloch“ einst im germanischen Kultdienst eine Rolle gespielt hat. Am Fletzerweg Ueber jene sonnige Ebene, auf welcher ein Teil der weitverstreuten Ort¬ schaft Winkling liegt, läuft der sogenannte „Fletzerweg“ (Flößerweg). An die¬ sei Weg liegen, teils einzeln, teils in Gruppen, die Bauernhäuser Krapfer, Am Brojer, Holzbauer, Angerlbauer, Brandner, Lichtenschein und andere. zwei Fletzerweg stehen auch, einige Minuten voneinander entfernt, drei Kreuze Rot¬ steinerne und ein hölzernes. Das rot angestrichene Holzkreuz gehört zum 137

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