4 6 2 8910 Laubwerkstil Das bedeutendste Rokoko -Kreuz des Landes Das Akanthusblatt ist voll und üppig entwickelt. Die Blätterkelchblumen an wieder ohne figurale Darstellung. den Bundstellen sind für das ganze untere Ennsgebiet unter der Steyrer Ausstrahlung kennzeichnend. Rautenfeld mit Zierrosetten an den Kreuzungsstellen), endlich auch Schabrak¬ den (Satteldecken mit Quasteln) auf. Steyr und seine Umgebung nimmt diese Formen aber nur zögernd auf. Es entwickelt dafür lieber mächtige Blattkelche und Blüten, die in die Auszier der Kreuze die Fülle und Ueppigkeit der Spätform des Laubstiles bringen. Doch ist noch immer das Kreuz die Grundform. Ein Riesenkreuz des Bands¬ nun wie¬ 1— werkstiles findet sich als wortwörtliche Kopie eines Musterbuches neu erstanden am Friedhof. Während der vor völliger Verrostung gerettet — die abstrakten Renaissanceformen fast bis ins 18. Jahrhundert reichen, werden die verschiedenen Stilströmungen des Barocks, dort, wo er der eigenen Art fremd bleibt, nur schwer und unfreudig mitgemacht. Auch ist die Barockzeit durchaus nicht einheitlich, sondern immer wieder von vereinfachenden Gegen¬ strömungen durchsetzt. Man kann sagen, das am Steyrer Friedhof ziemlich alle Stilströmungen gut vertreten sind. Das besagte Riesenkreuz hat seine Vor¬ Lage in dem „Neu inventiertes Schlosserreißbuch“ des 1732 zum civis acade¬ micus ernannten Frantz Leopold Schmidtner, Schlossergesell in Wien. Schon beginnen sich die neuen Formen des Rokokos anzuzeigen, die im Steyrer Friedhof mit wahren Prachtstücken aufscheinen. Sie haben schon früh die Aufmerksamkeit der Kunstsachverständigen erweckt. Da ist neben andern ein gewaltiges, fast 3 Meter hohes Kreuz in einer dreieckigen Grundform komponiert mit den Schilfblättern und Rocaillen dieser Zeit. Hier gibt es keinen Christqus mehr, auch keinen Triumphans, keine Engel und Heiligen. 133
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2