Vom komischen Eisen in Hallstalt Von Dr. Friedrich Morton Dr. Friedrich Morton Breit und wuchtig öffnet sich das Echerntal; wild und jäh sind die Wände im Norden und Süden. Der Dachsteinnordabfall, der Sarstein, die Hohe Sieg bilden einen Kessel, in den das Tal hineinblickt. Am Fuß der Hirlatzwand scheint monatelang keine Sonne. Gegenüber, wo die Echernwand aus der Niederung aufsteigt, ist es warm und sonnig. Kein Wunder, das die Römer sich gerade diesen Platz für ihre Villen¬ kolonie aussuchen! Die „Villa am Salzbergweg“ entsteht und die „Villa an der Echernwand“, die „Villa der Gräber“ und andere. Römische Kultur kommt an den Fuß der Dachsteinberge! Es ist grimmig kalt im Winter. Ein eisiger Luftstrom kommt von den Bergen herab; der Waldbach wird in Fesseln geschlagen und auf den Bäumen beginnt der Rauh¬ reif zu blühen. Doch die Römer wissen sich zu helfen! Unter den Fußböden streicht die Warmluft dahin, entlang der Wände zieht die wohlige Wärme. In den Heizräumen wurden vor wenigen Jahren die Reste von Buchenscheitern und Buchenasche gefunden. Fenster gibt es aus nicht entfärbtem grünlichen Glas; aus dem Rheinlande kommt die wunderbare Terra sigillata, aus Co¬ lonia das hauchzarte Glas, die Halbkugelbecher, die Schlangenfadengläser. Die Silberdenare rollen, abgegriffen die einen, stempelfrisch die andern. Auch Gold ist nicht unbekannt. Einzigartig ist die Fibel mit dem Sinnspruch „Utere felix", Glück möge sie der Trägerin bringen, in Goldfiligranbuchstaben. Beherrschend aber ist das Eisen! Aus Eisen sind die Messer, mit denen in der Küche die Speisen mund¬ gerecht gemacht werden; denn gegessen wird mit den bloßen Fingern. Aus Eisen die Werkzeuge, die Hämmer und Meißel, die Zangen und Feilen; aus Eisen die Ackergeräte. Auf den Salzberg geht' hinauf, dessen „Weißes Gold“ die Römer ins Hochgebirge lockte. Wie oft mag der steil aufwärts strebende Steig vereist ge¬ Wesen sein! Da taten Steigeisen not! Bei den Grabungen des Museums wurden zweimal diese kleinen Eisen gefunden, die uns den Römer oder roma¬ nisierten Kelten zeigen, wie er langsam die Höhe gewann! Von besonderem Interesse sind die Hufschuhe für Pferde, von denen drei erhalten blieben. Ihre Lappen wurden dem kranken Hufe angepaßt und erleichterten dem Pferde seine Arbeit. Schon damals lebten im See die köstlichen Reinanken. Schon damals liebte der Römer das Fischstechen. Auf einer dreizinkigen Fischgabel kann¬ ten noch die Schuppen dieses Edelfisches festgestellt werden! Wie das Bild zeigt, sind jene Gabeln, die heute von Fischdieben benützt werden, im wesent¬ lichen den römischen Vorfahren gleich. 127
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