Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

3) 4) 5) 6) 7) 102 Während des Primizamtes lasen die übrigen anwesenden Geistlichen die Messe an den Seitenaltären. Nach dem Hochamt begaben sich die geistlichen Würdenträger wieder zurück in das Stift Garsten. Von diesem Tage an wurden, wie Pater Ambros in seinem „Wunder¬ würchendem Lebens= Baum“ weiter berichtet, in der Kirche von Christkindl täglich Messen gelesen, vom 1. Oktober 1709 bis zum August 1712 insgesamt 3676. Während dieser Zeit haben 22499 Personen die Kommunion empfangen. Damit schließt Pater Ambros den historischen Teil seines Buches. Im „anderten Teil“ nennt er die zwölf Gnadenfrüchte des „Wunderthätigen Lebens =Baum“, also diejenigen Leiden und Anliegen der Menschen, in denen das „Christkindl im Baume“ bereits geholfen habe, und zählt zu jeder „Gnadenfrucht“ auch mehrere Begebnisse auf, wie sie schriftlich niedergelegt oder wie sie ihm berichtet worden. Als die zwölf Gnadenfrüchte nennt Pater Ambros: Hilfe in der Gefahr der Augen, Hilfe für die „Krumpen und Lay¬ men“ in gefährlichem Bluten, für Aussätzige und Bruchleidende, Hilfe „in den Unbäßlichkeiten des Haupts“, bei Schwerhörigkeit, Hilfe für jene, „welchen unversehens in dem Schlung /Ohren oder Nasen etwas stecken verbliben“ Hilfe in den „Weiblichen Zuständen“, „in den hinfallen und in der Fraiß“ in verschiedenen gefährlichen Krankheiten, in Gefahr zu Wasser und zu Land und Hilfe für die Armen Seelen im Fegefeuer. Pater Ambros Freudenpichl, dem wir das Wissen um die Anfänge der Wallfahrt zum Christkindl bei Steyr verdanken und dessen Büchlein auch eine Fundgrube für die sprachliche Betrachtung und für die Mentalität seiner Zeit ist, konnte das Aufblühen der Christkindler Wallfahrt noch zwei Jahrzehnte miterleben, sowohl als Administrator der Kirche und als Subprior der Con¬ ventualen, die sich im Gnadenort angesammelt hatten, als auch als Abt von Garsten. Er war ein würdiger Nachfolger Abt Anselm Angerers, der das Kloster zu seiner größten Blüte gebracht und auch den Bau der Kirche in Christkindl mit Feuereifer durchgesetzt hatte. Anmerkungen 1) Das Exemplar, das der Veröffentlichung zugrunde liegt befindet sich im Besitze von Drof. Hanns Pichler, Kustos des Heimatmuseums Steyr. Ein Exemplar des Druckwerkes befindet sich auch im Heimatmuseum in Steyr, doch fehlen darinnen die Seiten 5 bis 14. Anselm Angerer wurde 1647 in Steyr als Sohn eines Messerers geboren; er besuchte die Lateinschule in Garsten wurde 1672 zum Priester geweiht und am 7. November 1685 zum Abt gewählt. Er ließ den Neubau der Klosterkirche voll¬ enden, Abtei und Bibliothek erbauen und zahlreiche Pfarrkirchen des Ordens neu ausstatten. Abt Anselm starb am 29. April 1715. — Ambrosius Freudenpich wurde 1679 zu Oberndorf in der Steiermark geboren und war adeliger Herkunft. Er wurde am 10. August 1715 als Abt von Garsten infuliert starb aber schon am 22. Dezember 1729 im Alter von 50 Jahren. (Dgl. Franz Xaver Fritz: Geschichte der ehemaligen Benediktiner= Kloster Garsten und Gleink im Lande ob der Enns und der dazugehörigen Pfarren, Linz, 1841; S. 77 ff, Seite 85.) ge¬ Hier ist der bekannte Ausdruck „krebsgängig“ seiner Herkunft nach verständlich braucht: Im Tierkreiszeichen des Krebses (22. Juni bis 25. Juli) erreicht die Sonne ihren höchsten Stand und sinkt dann in ihrer Bahn wieder tiefer. Kaiserin Eleonora Magdalena, geb. 1655, war die Tochter des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz und seit 1676 mit Kaiser Leopold I., verheiratet. Kaiser Leopold I. starb am 5. Mai 1705. Die Regierung übernahm beider Sohn Josef I. Kaiserinwitwe Eleonora Magdalena starb im Jahre 1720, Türmen, zur damaligen Zeit Chorregent. Der Abdecker war der Schinder, dem die Verwertung der Tierkadaver übertragen war. Die Heilige Dreifaltigkeit.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2