Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

tention, nemblichen das Gnaden =reiche JEsus =Kindl wolle dem sambentlichen Ertz= Hertzoglichen Hauß Oesterreich Gottseeligen Stammen seine Göttliche Gnadl und Segen ertheilen“. „Als die Meßen vollendet hat der Prediger die Cantzl bestigenwel¬ che unter dem freyen Himmel zugerichtet worden: dieweilen auch die gröste Kirchen zu klein gewesen wäre eine so ungemeine Menge Volcks als mit jedermans Verwunderung gegenwertig war zu fassen. Dieser Prediger war niemand anderer als Pater Ambros Freudenpichl, der Verfasser dieses Buches von dem „Wunderwürckenden Lebens= Baum“ Er begann seine Predigt mit den Bibelworten „Und wahrhafftig Gott ist in diesem Orth“ (Genes. 28. c.). Pater Ambros hat diese Predigt in einer Sonder¬ Publikation erscheinen lassen, die ebenfalls noch erhalten ist. Der Titel dieses 8 Seiten starken Druckwerkes ist: „Himmel Unter Himmel / Das ist: Die Gnadenreiche Capellen des Wunderthätigen JEsus =Kindlein In dem Baum Unter den so genandten Himmel in dem Closter Gärstnerischen des Heil. Orden des grossen Pa¬ triarchen und Ertz =Vatters Benedicti= und Pfarr =Obrigkeits District gelegen unweit der Landts= Fürstlichen Stadt Steyr. Mit gegenwärtiger Lob =Red in obgemelter Capellen den 29. Septembris in dem Fest des H. Ertz =Engel Michael, Anno 1709. da die erste Meß gehalten worden von der Cantzel vorgestellt und zu Beförderung der Andacht dieses Gnaden =Orth aufs Be¬ felch der superiorum in den Druck gegeben. Durch P. Ambrosium Freyden¬ Pichl, des Heil. Ordens Benedicti, Professum zu Gärsten der beeden Rech¬ ten Doctorem. Steyr gedruckt bey Johann Peter Roßmanne“ Der Prediger weist in dieser Predigt sein Bibelwissen und seine Belesen¬ heit aus, denn er zitiert nicht nur Stellen des Alten und des Neuen Testa¬ mentes, sondern auch antike Schriftsteller wie Seneca, Lukan und andere. Mit besonderer Anerkennung würdigt er den Eifer des Abtes Anselm, der nichts unversucht gelassen hat, um den Kirchenbau zu bewerkstelligen und ihn zu beschleunigen, darüber hinaus, das er das neue Gotteshaus mit einem Ornat und „underschiedlichen Kirchen =Gezeug beschencket“ habe. Der Bau der Kirche wäre deshalb möglich gewesen, weil „in den Opffer zu Zeiten in zwar und drey Tagen aufs die zwaintzig Gulden in Pfennig /Zwaier= und Kreutzer eingegangen Pater Ambros kommt in seiner Predigt auch auf die Kaiserin zu reden, die den Gnadenort Christkindl in Huld und Schutz genommen hat: „Venite, kommet ihr Adeliche und Standts= Persohnen der Himmel stehet euch offen 7bettet allda an das Christ =Kindel und ihr werdet erquickt werden. Es flie¬ get euch schon mit einen guten Exempel vor der Römische Adler Ihre Majestät die verwittibte Römische Kayserin Eleonora Magdalena Theresia auf dem Churfürstlichen Hauß Neuburg indeme Sie dieses Gnaden= Orth in ihre Hochmögende Protection auffgenommen und eyferigist verlanget die erste Heilige Meß auffzuopffern zu erhalten eine glückseelige Succession Ihre Maje¬ stät unsern Unüberwindlichsten Kayser und Lands= Fürsten Josepho dem Ersten Ihre Majestät dem Catholischen König in Spanien Carolo dem Drit¬ ten Ihre Königlichen Majestät in Portugal Joanni dem Fünften ... Nach der Predigt feierte der „Wol =Ehrwürdige und Hochgelehrte Herr Michael Schrottmühler /Ord. Can. Reg. in dem Hochlöbl. Stüfft Forau in Steyrmarck Professus“ sein erstes Meßopfer. Er sang „mit gröster Auferbäu¬ lichkeit des Volcks“ das Amt, zugleich „mit ungemeinen Trost seiner gegen¬ wärtigen Eltern Michael Schrottmühlners und Barbara dessen Ehewürthin und des gantzen Innern Raths der Lands= Fürstl. Stadt Steyer“. 101 7

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