Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

bau bereits so weit gediehen, das die erste Messe gelesen werden konnte, nach¬ dem die drei Kapellen bis auf die mittlere Kuppel vollendet waren. Pater Ambros beschreibt das Kirchlein, dessen Bau ihm ans Herz gewachsen war: „Dieses kleine Merck inventirte anfänglich als Bau =Meister Herr Johann Carlon ein Italiener?) welchem aber der Tod seine Invention außzuführen hinterstellet solches sodann auf Andacht Herr Jacob Prandtauer ein gebohr¬ ner Tyroler mit Hinzusetzung der beiden Thürn über sich genommen. Das Kirchl ist etwas klein: indeme es in dem Liecht nur 5. Claffter und drey Schuch hat doch aber hertzig auf eine ungemeine Manier aufgeführet) be¬ stehet gleichsamb auf vier Capellen einer respective hohen Kopel und zwey wohl Ordinirten Thurnen. In der vordern oder ersten Capellen kommet in die Augen unser geistlicher Lebens= Baum doch ohne nothwendiger Altars¬ Kleidung. In der andern Capellen als zur Evangeli Seiten somiret der Altar das Leben unsere JEsus =Kindl das ist die Bildnuß der Geburt Christi welche Herr Johann Carl Reselfeldee) inventiret, mit seinem Kunstreichen Pembsel mit jederman höchsten Vergnügung Lebend entworffen und dem Gnaden =Kirchl verehret. In der dritten Capellen zur Epistel =Seiten gibet dem Altar eine kunstreiche Bildnuß vom Hu. Carl Loth*) nemblichen der Tod des JEsus =Kindl das H. Crucifix. Die vierdte Capellen dienet vor den Chor. die übrige Mauren brangen dato mit denen Geschencken und Gelübds¬ Taffeln deren andächtigen Wohlfahrtern als mit glorreichen Sigzeichen der Göttlichen Gute und mit denen Stützen und Krucken welche die arme müh¬ seelige Krüppel durch die allertheuerste Hülff des JEsus =Kindl allda gelassen. Am 18. August 1709 richtete Abt Anselm von Garsten eine neue „Suppli¬ cation“ an den Bischof von Passau, „von Ordinariats wegen die Concession zu ertheilen damit in diesem Kirchl super Ara portatiliss) das heilige Me߬ Opffer celebrirt, und hierzu gegen dem Fest des Heil. Ertz =Engels Michaels der Anfang gemacht werden möchte“. Der Abt begründete das Ansuchen da¬ mit, das die Kirche so weit vollendet war, das „ohne aller beförchtender Un¬ gebühr die heilige Messe kunte gelesen werden“ und weil auch das Volk, das bei Unwetter die entlegenen Pfarrkirchen nicht aufsuchen konnte, nach einer Messe „inbrünstig seuftzete“. Die Lizenz des Bischofs kam schon im folgenden Monat, im September 1709, so das die Feier für das Fest des Erzengels Michael, am 29. September, vorbereitet werden konnte. Zur Festfeier der ersten Messe in der Wallfahrtskirche Christkindl hatten sich zahlreiche geistliche Würdenträger der Umgebung und eine große Menschen¬ Menge eingefunden. „Morgens Frühe umb halber siben Uhr erhebeten sich von Gärsten Ihre Gnaden Herr Herr Anselmus Abbt allda und begleiteten zu der Christ =Kindl= Capellen die zu diesem Fest sonderbar eingeladen und gegenwärtige Herrn Herrn Prälaten/ Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Alexandrum glorwürdigst regirenden Abbten in dem Hoch =Löbl. Stüfft und Kloster Ord. S. Benedicti zu Crembsmünster) etc. etc. Ihre Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Franciscum glorwürdigst regirenden Probsten in dem Hoch =Löbl. Stüfft /Ord. Can. Reg. zu St. Florian etc. etc. Ihre Hoch¬ wurden und Gnaden Herrn Herrn Rupertum glorwürdigst regirenden Abbten in dem Hochlöblichen Stüfft und Kloster Gleinck: da nun der Garstnerische helleuchtende Tugend =Stern Anselmus bey dem Gnaden =Kindlein sich nider¬ gelassenverfügeten sich die Gnädige Herrn Herrn Praelaten in das Kirchl und opfferten nach dem Exempel der drey Königen dem Gnadenreichen JEsus =Kindl unter dem Trompeten= und Baucken= Schall nicht Gold 7 Weyhrauchund Myrrhen sondern was durch die Geheimbnusvolle Gaaben uns vorgebildet wird dem König aller Königen Christum JEsum dem wahren Sohn Gottes selbsten ein unblutiges Opffer.“ Die geistlichen Würden¬ träger zelebrierten die Messe „in der von Ihre Mai. der Verwittibten Röm. Kayserin Eleonorae Magdalenae Theresiae öffters allergnädigst begehrten in¬ 100

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