Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

Kindheit Christi in geschmeltzter Arbeit kostbahr gezierten Laub =Merck und angenemb sich außbreiten eine Kupferne sein vergolde Straalen ... Wie rasch die Kunde von dem „Christkindl im Baume“ selbst in entfernte Länder gedrungen war, läßt sich aus folgenden Sätzen erkennen, in denen der Autor den eigentlichen Bericht wiederum in typisch barocke Weitschweifigkeit und Bildersucht einkleidet: „Die Prediger vergleichen die grosse Eyfferer der Ehr Gottes einen aufgezognen und lauffenden Bratter"): dann gleichwie dieser nimmermehr stillstehet sondern immerzu lauffet murret und schnurret 7bis das Gewicht aufstehet oder abgehoben wird also bemühen auch sie sich allerzeit nimmermehr stillzustehen, sondern ohne unterlaß in dem guten fortzulauffen zu reden zu unten alles was sie vermeinen nicht recht oder wider Gott zu sein. Solche geistliche Bratter waren fürwahr gleich in der ersten Blühe unsers hervor wachsenden Lebens =Baum vil Andächtige Seelen auch auf unterschidlichen Ländern als Unter =Oesterreich /Steyr¬ marck Bayrn Saltzburg Italien Mähren Crain und deren mehr7 insonderheit aber die Innwohner Hoh= und Nidern Stands der Löbl. Stadt Steyer der Gewicht der preyßwürdigen Andacht zu dem liebreichsten Gnaden =Kindl in so hochen Grad gestigen das in dem Jahr kein Monat 7 in dem Monat kein Wochen in der Wochen kein Tag in dem Tag mehr¬ malen kein Stunde so wohl bei widerigen als annemblihen Aspekt des Himmels zu zahlen waren in welchen diese Eyfferer nicht lauffeten unter dem heylsamen Schatten unsers geistlichen Lebens= Baum dem anmüthigsten JEsus =Kindl ihre Anligenheiten durch silberne und gemahlne Opffer =Taflen vorzustellen und durch ein H. Opffer seine allmögende Göttliche Hülff zu gewinnen; dahero in wenig Jahren gegen 400. silberne und etlich 1000. ge¬ mahlne Opffer =Tafeln sich einfindeten auch unterschidlicher mahlen in einer Wochen wohl auch ein und andern Tags auf 20. bis 30. fl. das Opffer hinaufgeloffen; die respective grosse und jedermann bekannte Ertragnus ent¬ zündete in denen Gottseeligen Gemüthern ein feuriges Verlangen von dem verehrten Geld dem Göttlichen Kind ein gebührende Wohnung oder Kirchen aufzuführen“. Darüber nun begannen, wie es weiter heißt, die „geistlichen Bratter“ an, darüber „also lauth zu murren und zu schnurren“, das der Schall hievon zu den entsprechenden Ohren dringen mußte, aber gerade als die „Rädl der Eyffer“ im Lauf begriffen waren, steckten die Wirren der Zeit „in die Unruhe ein Feuerlein hinein“, so das der „Laufs des Bratters“ gehemmt wurde: Der Trubel des Spanischen Erbfolgekrieges griff auch auf das Land ob der Enns über. „Dann wir schreibeten eben die Jahr 1701. 1702. 1703. in welchen Maxi¬ milian Emanuel der gewesene Churfürst in Bayrn sich mit denen 15000 unter dem Marschall Villars stehenden und mit grosser Mühe durch den Schwartz¬ Wald und Kintzinger =Thal durchgetrungenen Frantzösischen Truppen und nachgehends mit dem Marschall Tallard conjungiret und sich nicht allein viler considerablen Stadt) als da sein VlmAugspurg KemptenPassau 7 Neuburg /Regenspurgsondern auch der Graffschafft Tyrol sich bemächti¬ getund in Ober =Oesterreich ein gleiches intendirte.“ Infolge dieser Wirren war nicht daran zu denken, einen Kirchenbau aufzuführen. Die Wallfahrer mußten in dieser Zeit mit einer „schlechten Hütten“ zufrieden sein. Steyr und die Umgebung der Stadt wurden im Jahre 1703 in Alarm¬ zustand versetzt, da man befürchtete, das die mit den Franzosen verbündeten Bayern das ganze Land überschwemmen wurden, nachdem General Schlick die Stadt Ried mit 16000 Mann erobert hatte. Abt Anselm von Garsten selbst, der damals Landschaftsverordneter war, wurde von den Ständen in Linz auf¬ gefordert, für den Ausbau der Befestigungen an der Enns Sorge zu tragen. Der Abt schickte seinen Hofrichter Adalbert Eitelberger mit den zwei ange¬ kommenen Linzer Kommissären am 12. Juni zur Inspektion des Ennsufers 97 4

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