Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

Christsachen auf den Schlitten, der Killian hat sie im Korb, und er soll sie dir geben! Mein Geschrei muß wohl sehr angstvoll gewesen sein, denn der Hansel sprang sofort von seinem Schlitten und nahm tatbereite Haltung an. Und wie Kilian merkte, ich hätte hier einen Bundesgenossen, riß er sich den Korb vom Rücken und schleuderte das Bündel auf den Schlitten. Noch knirschte er etwas von „dummen Bären“ und „Undankbarkeit“, dann war er aber auch schon davon. Der Hansel rückte das Bündel zurecht und fragte, ob man sich darauf¬ setzen dürfe. Das bat ich ihn nicht zu tun. So tat er 's auch nicht, wir setzten uns hübsch nebeneinander auf den Schlitten und ich hielt auf dem Schoß sorgfältig mit beiden Händen die Sachen für den Christtag. So kamen wir endlich nach Alpel. Als wir zur ersten Fresenbrücke gekommen waren, sagte der Hansel zu den Ochsen: „Oha! und zu mir: „So!“ Die Ochsen verstanden und blieben stehen, ich verstand nicht und blieb sitzen. Aber nicht mehr lange, es war zum Aussteigen; denn der Hansel mußte links in den Graben hinein und ich rechts den Berg hinauf. „Dank dir 's Gott, Hansel!“ „Ist schon gut, Peterl. Zur Zeit, da ich mit meiner Last den steilen Berg hinanstieg gegen mein Vaterhaus, begann es zu dämmern und zu schneien. Und zuletzt war ich doch daheim. „Hast alles?“ fragte die Mutter am Kochherd mir entgegen. „Alles! „Brav bist. Und hungrig wirst sein.“ Beides ließ ich gelten. Sogleich zog die Mutter mir die klingendhart gefrorenen Schuhe von den Füßen, denn ich wollte, daß sie frisch eingefettet würden für den nächtlichen Mettengang. Dann setzte ich mich in der warmen Stube zum Essen. Aber siehe, während des Essens geht es zu Ende mit meiner Erinnerung. Als ich wieder zu mir kam, lag ich wohlausgeschlafen in meinem warmen Bette, und zum kleinen Fenster herein schien die Morgensonne des Christtages. Morgenlied Hugo Schanovsky Nur ein Licht hat meine Stube, Eine Tür, die knarrend geht, Und mein Bett ist eine Grube, Kühl vom Morgenwind umweht. Einen Tisch nenn ich mein eigen, Einen Schrank, der mühsam steht, Eine Vase, voll mit Zweigen, Kühl vom Morgenwind umweht. Einen Gast bewirt ich immer: Armut, Armut, früh bis spät. Und sie hockt in meinem Zimmer, Kühl vom Morgenwind umweht. 55

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