46 Wahrheit sagen! Da hast du einen guten Tausch gemacht, Tomasio, wird er sagen, und jeder muß zufrieden sein, der Herr und der Padrone. Doch Sor Robbio lächelte und schüttelte den Kopf. „Blei, mein lieber Tomasio“ behauptete er, „keine Münze.“ „Aber sie ist auf dem Palatin gefunden worden. „Ja, warum nicht? Auf dem Palatin findest du auch gewöhnliche Steine. „Vielleicht ist es doch eine römische Münze, betteln die Augen des Wirtes. „Nein, nein, ich kann dir nicht helfen, es ist nichts.“ Warum soll sich Sor Robbio nicht täuschen? Er ist auch nur ein Mensch wie andere, und er ist dazu noch alt. Die Welt aber geht weiter, jeden Tag umein gutes Stück, sagt man, und er kann nicht alles wissen. Der Wirt To¬ masio zeigt die römische Münze, auf dem Palatin gefunden und durch den guten Glauben der paar Männer gleichsam zum Leben erweckt, allen Leuten, die in die Osteria kommen, er zeigt sie an einem Nachmittag auch dem dicken Donolo, der, beim Wein rastend, unablässig den Schweiß von dem fetten Gesichte wischt und zu seinem Esel hinblinzelt, den er an den Feigenbaum angebunden hat. Man sieht draußen in Santa Elena niemals so ein geheimnisvolles Ding, das erst unter dem Munde und auf der Hand zu leben beginnt, man spricht auch in der Campagna ehrfürchtig von Palatin und Kapitol, weil das Blut es so zu sprechen befiehlt, das sollen die Römer nur glauben, man würde rei¬ cher in das Dorf heimkehren, wenn man diese römische Münze besäße, die ein seltsamer Hauch umweht, fühlbarer noch für einen einfältigen, gutmütigen Menschen, der seiner eigenen Einflüsterung bald verfällt. Ein dicker Mensch ist leichtgläubiger als ein hagerer Mensch. „Wie wäre es mit einem Tausch, Tomasio?“ sagte der Dicke und schloß die Augen zu einem schmalen Spalt. „Was willst du tauschen?“ fragte der Wirt zurück. „Siehst du meinen Esel dort?“ „Ich sehe ihn.“
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