Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

12 Millionen Stuttgarter Als im Dezember 1943 die Reclam-Bändchen Buchstadt Leipzig zerstört wurde, bedeutete dies auch die Vernich¬ tung großer Teile von Reclams Universal-Bibliothek. Bis dahin waren alle bedeutenden Werke der Weltliteratur aus den an¬ nähernd 7600 Nummern ständig Stefon chdres lieferbar. Die Zonentrennung Deutschlands nach Kriegsende er¬ forderte für die Westzonen einen völligen Neuaufbau der Samm¬ DIE lung. Im Jahre 1947 gelang es, in Stuttgart die Lizenz für den Reclam-Verlag zu erhalten, und VERWILIIMITEN bereits im Sommer 1948 war es möglich, die erste Serie auszu¬ liefern, der regelmäßig weitere Monatsserien von etwa 10 Num¬ COSl¬ mern folgten. Heute ist die Sammlung titel- und auflagen¬ mäßig bereits wieder die um¬ fangreichste deutsche Kleinbuch¬ reihe. Der Aufbau geschieht je¬ doch nicht durch einfaches Nach¬ 8 drucken der früheren Ausgaben, sondern durch Neuherausgaben, sorgfältige Ueberarbeitungen und 2 S Ersatz älterer Uebersetzungen durch heute gültige. Neben die¬ ser verbessernden Rekonstruk¬ tion enthalten fast alle Serien 8 S auch Bändchen, die ganz neu für Sd die Sammlung sind. Vor allem kommen Werke zeitgenössischer Autoren dazu. So wurden in letz¬ Geclam ter Zeit Bändchen von Stefan Andres, Josef Conrad, Ernest He¬ mingway, Ortega y Gasset, Fran¬ çois Mauriac, E. Morgan Forster und einige der eindrucksvollsten Stücke aus Ernst Jün¬ gers Werk „Das abenteuerliche Herz“ aufgenommen. Aber auch jetzt ist das Ziel des Neuaufbaues, wieder eine Bibliothek zu schaffen, die die gesamte Weltliteratur aller Länder und Zeiten in ihren bedeutenden Quellen widerspiegelt. Die Angelsachsen (De¬ foe, Dickens, Galsworthy, Kipling, London, Poe, Stevenson, Swift, Wilde) die Skan¬ dinavier (Andersen, Björnson, Branner, Gunnarsson, Hamsun, Ibsen, Jacobsen, Kierke¬ gaard) und die Franzosen (Constant, Balzac, Daudet, Molière, Musset, Rochefoucauld, Verlaine) sind ebenso vertreten wie die Russen (Dostojewskij, Gogol, Lesskow, Pusch¬ kin, Tolstoi).— Das besondere Anliegen des Reclam-Verlages bleibt die Preiswürdig¬ keit seiner Ausgaben. Um sie erhalten zu können, wurde die Einrichtung einer Druk¬ kerei in Stuttgart nötig. Große Anstrengungen und glückliche Umstände machten im Sommer 1950 den Bezug eines eigenen Reclam-Hauses möglich, in dem ein kleiner, moderner Betrieb eigens für den Druck der Universal-Bibliothek eingerichtet wurde. Täglich melden sich im neuen Haus frühere Reclam-Freunde; die Jungen kommen hinzu. So bildet sich auch um die Stuttgarter Universal-Bibliothek, deren Wieder¬ aufbau noch heute in den Händen der Familie Reclam liegt, eine richtige Gemeinde. Halbjährlich bringt der Verlag für seine Freunde erweiterte Kataloge und einen kleinen Almanach „Die Begegnung“ heraus, die jeweils über die neuesten Fortschritte der Sammlung berichten und kostenlos bezogen werden können. 39

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