Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

überraschend schnell Oberlehrer K. UII¬ mann im 64. Lebensjahre. Wie sein Vor¬ gänger Lanzmaster war auch er ein her¬ vorragender Schulmann und Künstler und dabei Heimatvertriebener. Beide hatten als Altösterreicher in Großraming wieder eine Heimat gefunden und hier aus¬ gezeichnet gewirkt. Sehr zahlreich gab die Bevölkerung, an der Spitze Bürgermeister Kronsteiner, mit der Gemeindevertretung am 10. April Oberlehrer Ullmann das letzte Geleite. In seinen Abschiedsworten dankte Pfarrer Singer im Namen der Pfarrgemeinde dem Verstorbenen auch für sein eifriges außerschulisches Wirken. Eine Reihe von Bildern hatte er in un seren Kapellen und Marterln an würdiger Form ganz selbstlos erneuert. Als Künst¬ er auf der Geige, die er selbst zu bauen verstand, wirkte er bei jedem Festgottes¬ dienst in der Pfarrkirche mit. 11. Steyr. Ludwig Schedlberger, ein bekannter Steyrer Kunstmaler und Gra¬ phiker, ist im 62. Lebensjahre einem Herzleiden erlegen. Von Beruf Kaufmann hat er Zeit seines Lebens mit Piasel und Bleistift vor allem die Schönheiten seiner Vaterstadt und der weiteren Umgebung eingefangen. 12. Steyr. Eine Mission des franzö¬ sischen Suchdienstes für Opfer des Krie ges exhumierte vor einem Jahr in Steyr die Leichen von 24 französischen Kriegs¬ gefangenen, die bei einem Bombenangriff auf die Steyr-Werke im Jahre 1944 ums Leben gekommen waren. Die einwandfrei identifizierten Leichen wurden nach Wien transportiert und in einem Sammeltrans¬ port nach Straßburg gebracht, wo sie auf einem Heldenfriedhof beigesetzt werden 14. Brunnbach bei Großraming. Vor 50 Jahren starb der Holzknecht Jo¬ sef Gsöllpointner im 87. Lebensjahre. Er hatte schon 1870 in Brunnbach, wo es da mals noch keine Schule gab, aus eigenem Antrieb ein Zimmer als Schule eingerich¬ tet, aus seinem kargen Lohn die Schul¬ mittel gekauft und die Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. 16. Steyr. Im 54. Lebensjahr verstarb am 16. April 1863 der große Steyrer Tech¬ niker Professor Ferdinand Redtenba¬ cher eines allzufrühen Todes. Ferdinand Redtenbacher wurde am 25. Juli 1800 als Sohn eines Eisenhändlers in Steyr ge¬ boren. Ursprünglich zum Kaufmann be¬ stimmt, absolvierte er eine vierjährige Lehrzeit in einem Spezerei- und Schnitt¬ warengeschäft. Im Jahre 1825 trat er als Zeichner bei der Landesbaudirektion Linz ein und bereitete sich durch private Studien auf den Besuch des Polytechni¬ kums in Wien vor. Von 1825 bis 1820 besuchte er dieses und blieb weiterhin4 Jahre als Assistent bei seinem Professor Arzberger. Anschließend wirkte er als Lehrer für geometrisches Zeichnen und Mathematik an der Industrieschule Zürich. 1841 wurde er von der badischen Regie¬ rung an die Polytechnische Schule in Karlsruhe verpflichtet. An dieser Schule übte er auch von 1857 bis 1863 das Amt des Direktors aus. Die Bedeutung Prof. Redtenbachers liegt darin, daß er die Maschinenbauwissenschaft als besondere Lehre ausgestaltete und die Lehre der technischen Mechanik förderte. Von sei¬ nen Werken, die für die damalige Zeit grundlegend waren, seien vor allem „Die Resultate für den Maschinenbau“, „Der Maschinenbau, „Die Prinzipien der Me¬ chanik und des Maschmenbaues“und „Die Gesetze des Lokomotivhaues“ her¬ vorgehoben. In seiner Arbeit „Das Dyna¬ midensystem“ beschäftigte er sich mit der Dynamik und Statik der Molekularkräfte. Nach seinen Angaben wurde die Maschi¬ nenbauschule in Karlsruhe erbaut. Vor diesem Gebäude wurde im Jahre 1866 feierlich die von Freunden und Schülern gestiftete Büste Redtenbachers, ein Werk des Bildhauers Möst, enthüllt. Die Stadt Steyr hat ihren berühmten Sohn durch eine Gedenktafel geehrt, die an seinem Geburtshause in Steyr, Stadtplatz 39, an¬ gebracht wurde. St. Ulrich. Nach 50 Jahren Forst¬ dienst trat der Oberförster Rudolf Ma lek in den Ruhestand. Oberförster Malek, der noch Graf Lamberg scher Jäger war, betreute seit vielen Jahren das Revier „Unterwald“ der Bundesforste. 13. Steyr. Der Steyrer Mandolinen¬ sein 30jähriges Verein „Arion“ beging Gründungsjubiläum mit einem Festkon zert im geschmückten Casinosaal. Den Ehrenschutz hatte Bürgermeister Inge nieur Leopold Steinbrecher übernommen. Die Brudervereine von Wels (Dirigent 139

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