Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

Vizebürgermeister von Steyr gewählt, be¬ kleidete er diesen verantwortungsvollen Posten durch mehr als acht Jahre. Als Fürsorgereferent widmete er seine ganze Kraft den Fürsorgebedürftigen in einer Zeit, in der in Steyr Dauerarbeitslosig. keit herrschte. Nach dem Zusammenbruch 1945 war er, obwohl körperlich schon ge¬ schwächt, wieder zur Stelle und gehörte dem prov. Gemeinderat bis zu den Wah len 1945 an. Aber auch später sorgte er aufopfernd für die Heimkehrer. Ein ar¬ beitsreiches Leben liegt hinter ihm, von der Pike auf hat sich der ehemalige Bäckerlehrling zum Leiter des kreisge¬ richtlichen Gefangenhauses emporgearbei¬ tet. Das Leichenbegängnis fand am Frei¬ tag, 28. November, 9.45 Uhr, von der Leichenhalle des Friedhofes Garsten aus statt. 30. Steyr. In der Jahreshauptver¬ sammlung der Steyrer Wohn- und Sied¬ lungsgenossenschaft „Styria“ wurde be¬ richtet, daß seit dem ersten Spatenstich im August 1948 in der Fischhubsiedlung und in anderen Siedlungen 314 Woh nungseinheiten (Einfamilien- und Miel¬ häuser) geschaffen worden waren. Wei¬ tere dreihundert Baustellen sind zum Teil bereits im Rohbau fertig. Bei der Wahl des neuen Ausschusses wur den in den Vorstand gewählt: Archi¬ tekt Alfred Bauer als Obmann. Ernst Matzek, Arch. Ing. Leopold und Walter Pröschold: In den AufsichtsratJohann Bloderer als Obmann, Dir. Wilh. Möstl als Stellvertreter und Karl Puchner als Schriftführer. Dem scheidenden bisherigen Obmann Emanuel Ulrich und dem frühe ren Kassier Herbert Richter wurden Dank und Anerkennung für ihre geleistete Tä¬ tigkeit zum Ausdruck gebracht. Siedlungs¬ Konsulent Kokesch wurde wieder als Ge schäftsführer bestätigt. 128 Dezember 1952 2. Steyr. Vor einem Schöffensenat in Steyr hatte sich ein Betrüger von Format zu verantworten. Ihm war es gelungen, durch etwa dreieinhalb Jahre die Steyrer Geschäftswelt, etliche Bürgermeister des Eunstales, Geschäftsleute in Enns und Verschönerungsvereine an der Nase her¬ umzuführen. Es ist der 54jährige ehema¬ lige Photograph Alfred Feller aus St. Jo¬ hann in Tirol, der sich zunächst in Steyr dem Verschönerungsverein angeschlossen und als Sektionsleiter Münichholz seine Aktionen gestartet hatte. Er warb zahl¬ reiche Mitglieder und kassierte Beiträge, die in seine Tasche Mossen. Sein größter Coup gelang ihm allerdings, als er daran ging, die Steyrer Geschäftswelt für sein „Bank-Geschäft“ zu interessieren. Er ge¬ wann etwa fünfzig Geschäftsleute, die sich bereit erklärten, an lauschigen Plätzen in Steyr und Münichholz Ruhebänke auf ihre Kosten für Spaziergänger zu schaf¬ fen. Zungenfertig besprach Fellner mit seinen Opfern bis in die kleinsten Ein¬ zelheiten hinein den Standort der ge¬ wünschten Bänke, den Text der Widmung und kassierte schließlich pro Bank 166 S, Der Bankerl-Aktionär brachte auf diese Art immerhin 12.304 S zusammen. Mit dem gleichen Trick legte er in Enns 14 Geschäftsleute hinein. Im Februar 1951 begab er sich in das mittlere Ennstal nach Weyer, Losenstein, Großraming u. Reich¬ raming. Dort zog er eine Aktion mit Bahnhofbänken auf. Sie sollten auf den Bahnhöfen von Enns bis Kleinreifling er¬ richtet werden. Im Mai 1951 überredete er den Bürgermeister von Schwertberg, er solle einen Verschönerungsverein auf¬ ziehen. Auch hier gelang es ihm, einige Personen und Geschäftsleute zu betrügen. Nach dem Plädoyer des Staatsanwaltes wurde Feller rabiat, holte aus seiner Hosentasche das Taschenmesser, knöpfte sich das Hemd vor der Brust auf und schickte sich an, sich das Messer in die Brust zu stoßen. Einer der Schöffen sprang hin und hinderte ihn am Selbst¬ mordversuch. Darauf rief Feller dem Ge¬ richt erregt zu: „Sie können mich strafen. wie Sie wollen, ich werde keine Stunde absitzen.“ Der Schöffensenat verurteilte Feller im Sinne der Anklage wegen Ver¬ brechens des Betruges zu zwei Jahren schweren und verschärften Kerkers. 4. Großraming. Nach 5½ Monaten angestrengter Arbeit aller Beteiligten wurde am 18. Oktober in Pechgraben bei Großraming erstmals der elektrische Strom eingeschaltet. Dieses Ereignis wur¬ de nun am 16. November bei der Licht¬

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