Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

Regierungsrates Dr. Oser wurde er zum Direktor des Landeskrankenhauses er¬ nannt. 27. Steyr. Im Hof des Schlosses Lam¬ berg steht ein Brunnen aus der Renais¬ sancezeit. Die steinerne Brunnenfigur ist in Hund, eine sitzende Saubracke, die aus ihrem Maul Wasser in das Brunnen¬ becken speit. Dieser Brunnen hatte durch die Zeitläufte arg gelitten und wurde von Dr. Mayrhofer aus Steyr restauriert Der fehlende Hinterschenkel, das Unter¬ kiefer und kleinere Stücke wurden kunst¬ gerecht ergänzt. Das Becken wurde ge¬ reinigt, so daß am Brunnengrund auch wieder die Steinfliesen sichtbar sind; der Beckenrand von seiner Betonverkleidung befreit; Beschädigungen des Sandsteins wurden ausgebessert. Das Wasser wurde eingeleitet, so daß im Schloßhof wieder ein idyllisches Plätschern zu hören ist Auf dem Halsband des Hundes ist zu le¬ sen: „F. I. G. V. LAMBERG 1666 Um diesen seltsamen Hund weiß Ver¬ walter Janak noch eine alte Sage zu er¬ zählen, für deren historischen Kern er auch Hinweise in alten Schriften des Schlosses gefunden hat. Das Ereignis, das der Sage zugrundeliegt, soll sich noch vor 1200 abgespielt haben. Ein Graf aus dem Geschlecht Dietrich¬ stein und de la Scala aus Südtirol, schon ein älterer Herr, hatte einst eine sehr junge Gemahlin. Eines Tages war sie aus der Burg verschwunden. Der Graf ließ sie überall suchen. Als er sie im Schloß und in der näheren Umgebung nicht fand, ließ er von seinem Gefolge wvochenlang die Gegend durchstreifen. Die Suche war ergebnislos. Der Graf nahm an, seine Gemahlin sei in den Wald gegangen und dort von einem Tier zerrissen wor¬ den. Mürrisch zog er sich von allen Leu¬ ten zurück. Eines Tages aber kam die Saubracke, die seit dem Verschwinden sei¬ ner Gemahlin abgängig war, abgemagert und vollständig erschöpft in den Burghof gelaufen. Der Graf ließ sie hereintragen und pflegen. Nach Wochen war sie soweit gekräftigt, daß sie hinauslaufen konnte Der Graf folgte ihr; sie lockte ihn immer weiter. Da erkannte er, daß er eine weite Reise machen müßte, um seiner Gemah¬ lin auf die Spur zu kommen. Er ließ einen Reisigenzug ausstatten und folgte dem Hund durch Berg und Tal, über alle Ge¬ birge, bis sie in das Land Niederösterreich kamen. Dort erfuhr er, daß auf einem hohen Schloß eine fremde, sehr schöne Dame lebe, die der junge Ritter mit sich hierher gebracht habe. Zornig ließ sich der Graf wappnen. Ganz allein sprengte 120 er in den Burghof. Dort saß seine junge — Gemahlin sie war allein. Er packte sie bei den Haaren und warf sie über den Burgfelsen, so daß sie unten zerschmet¬ tert liegen blieb. Alsbald kam der junge Ritter aus den Gemächern gelaufen ohne Rüstung und unbewaffnet. Aber der Graf nahm in rasendem Zorn seinen Bi¬ händer und spaltete den Ritter mitten entzwei. Die Saubracke aber nahm er in sein Wappen auf. Dieses Wappen wanderte von Südtirol mit der Johanna Gräfin von Dietrich¬ stein, geb. de la Scala, mit nach Steyr. denn sie wurde die dritte Gemahlin des Georg Sigismund Freiherrn von Lamberg. Dessen Sohn, Freiherr Johann Graf von Lamberg, ließ anno 1666 den Brunnen errichten, in dem er die düstere Sage von der Saubracke bis auf unsere Tage le¬ bendig bleiben ließ. 27. Steyr. Im Versorgungsheim II ist der älteste Steyrer, der Rentner Josef Baumgartner, im 97. Lebensjahre gestor¬ ben. 30. Laussa. Heute starb nach längerer Krankheit Johann Schödl, Schmied im Pechgraben, Laussa 163, im 75. Lebens¬ jahre. Großraming. Erst kürzlich erhielt Frau Musenbichler in Neustiftgraben die amtliche Mitteilung, daß ihr Sohn Lud¬ wig Musenbichler, der früher Maurer war, am 19. Dezember 1944 im Raum Reif¬ fenscheid a. d. Eifel im 37. Lebensjahr gefallen ist. Der Trauergottesdienst fand an seinem Namenstag, dem 25. August — Heuen bei großer Teilnahme statt. sind es 50 Jahre, daß die Ennsbrücke auf dem Felsen des Muselsteins unter Bürgermeister Johann Kopf, vulgo Moser, im Jahre 1902 erbaut wurde. Sie wurde Erzherzog-Franz-Salvator-Brücke benannt. Damals war die Einweihung durch Pfarrer Kaltenberger eine große Feierlichkeit. Vom Frühjahr bis zum Sommer 1945 war die Brücke die „Grenze“ zwischen Ost und West; somit war jeder Verkehr zwischen beiden Ennsufern und den betreffenden Ortschaften gesperrt. Als zweite Kirche wurde die Kapelle am Kronsteinergut (linkes Ennsufer) benützt. 31. Unterlaussa. Nur rund 900 Ein¬ wohner zählt die Ortschaft Unterlaussa, in der Gemeinde Weyer-Land. Es war da¬ her eine erstaunliche Leistung für die Gemeindevorstehung, ein neues Schul¬ gebäude zu erreichen. Die neue Schule, die zu den modernsten des Landes ge¬

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