Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

zuläßt. Da sie als „Einzelschöpfungen der Natur“ wegen ihrer Schönheit, Eigenart, ihrem wissenschaftlichen Wert oder ihrer Bedeutung für die Heimat¬ kunde und die Bereicherung des Landschaftsbildes von öffentlichem Interesse für die Allgemeinheit sind, werden sie von der Naturschutzbehörde auf ihre Erhaltungswürdigkeit geprüft und im positiven Falle in die Naturdenkmal¬ bücher eingetragen, womit sie den rechtlichen Schutz erlangen. Im Folgenden sollen nun die seit 1935 dazugekommenen Naturschutzdenk¬ male kurz charakterisiert werden. 1.) Bezirk Steyr=Stadt: Im Hofe der Promenadehauptschule hat sich eine Catalpa, ein sog. Trom¬ petenbaum, zu stattlicher Größe entwickelt und zur Zeit der beginnenden Som¬ merserien prangt er im Schmuck seiner großen, weißen, violett und rot ge¬ fleckten Trichterblüten. Schulkinder haben ihm den anheimelnden Namen „Fe¬ rienbaum“ gegeben. Die wenigst schöne Strecke der Ennser Straße (zwischen der Stadelmayr¬ allee, in der schadhafte Bäume durch kräftige Jungbaume ersetzt worden sind, und Gleink) wird belebt durch eine Spitzpappel bei der großen Reparaturwerk¬ stätte der Steyr=Werke und durch zwei hochwüchsige, bereits von der Heuberg¬ höhe aus sichtbare Linden — an der Einfahrt der Gutsstraße des Resthofes in die Bundesstraße. Schutzwürdig als Angehörige einer immer seltener werdenden, ursprüng¬ lichen Baumart sind die Eiben im Münichholzwald unweit der Notkirche. An der nördlichsten Stadtgrenze, hart am Steilufer von dem idyllischen Weiler Maria=Winkling, erhebt sich auf dem den Oberösterreichischen Kraft¬ werken gehörigen und von ihnen nach den Weisungen des Naturschutzes stand¬ ortgerecht bepflanzten Uferstreifen ein Eichendrilling, der im Laufe von etwa einem Jahrhundert einen Stockumfang von ca. 5 m erreicht hat und nicht wenig zur Festigung des Hanges und zu seiner Schönheit beiträgt. 2.) Bezirk Steyr=Land: In Dietachdorf an der Ennser Straße steht ein schönes, altes Haus mit auffallend hohem Steildach, ein ehemaliger Alterssitz für Angehörige der ein¬ stigen Fürsten Lamberg, später „Spital“ und Armenhaus vom Stift Gleink, jetzt Eigentum von Josef und Maria Hofmayr, Dietachdorf 5. Im Garten dieses Hauses steht eine unserer schönsten Barock=Kapellen, flankiert von drei Feldulmenbäumen, ein schönes Beispiel, wie die Objekte des Denkmal= und des Naturschutzes einander zu ergänzen und zu heben vermögen. Die weitaus größte Fichte des Bezirkes steht auf dem Grunde des Land¬ wirts Leeber, vulgo „Mayr im Haag“ bei Losensteinleiten mit einer Höhe von fast 34 m. Unweit des Schlosses dieser Ortschaft befindet sich ein baulich recht anspre¬ chender Nebentrakt mit überdachter Freistiege und längs dieses Bauwerkes stehen sechs kräftige 80= bis 200jährige Eiben. Im nordwestlichsten Zipfel unseres Bezirkes, schon ganz nahe von Krems¬ münster, erfreut sich der schöne Schmelhof von H. J. und Th. Schachermayr eines der größten und schönsten Roßkastanienbäume des ganzen Landes. Neben diesem Riesen würden die beiden neugesetzten Spitzpappeln an der Grünburger Straße, westlich des Pichlerer Waldes, recht unbedeutend erschei¬ nen, doch wurden sie aus landschaftspflegerischen Gründen gesetzt, um bei Vollwuchs durch ihre perspektivische Wirkung den Tiefeneindruck des Land¬ * schaftsbildes gegen Suden noch zu erhöhen. Eine in Wuchs und Mannigfaltig¬ keit ganz besonders schöne Gehölzgruppe um die kürzlich von den Steyr=Werken restaurierte gotische Kapelle von Letten, die von einer fast 4 m im Brust¬ 113

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