Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1954

wurde um 5 Klafter erhöht, die schadhaften Mauern abgetragen und das Dach neu hergerichtet.!) Ein schöner barocker Helm schmückte von nun an die Kirche. Am 13. 4. 1757 wurde unter großer Feierlichkeit das Kreuz neu auf¬ gesetzt und in den Knopf des Kreuzes eine Urkunde hinterlegt, in der Hayberger als Baumeister genannt wird.?) Sein bedeutendstes uns bekanntes Werk in Steyr war die Erstellung der Pläne des jetzigen Rathauses im Jahre 1757.3) Dieses herrliche Bauwerk hat Hayberger der Eisenstadt als Kernstück ihres öffentlichen Lebens erdacht. Es war eine gewaltige Aufgabe, vor die er damals gestellt war, nämlich die, einen würdigen und vornehmen Bau an der breitesten Stelle des Stadtplatzes als dessen Mittelpunkt zu planen. Das Rathaus zählt zu den schönsten Bauten dieser Art. Inmitten der reichgezierten Häuser des Platzes fügt es sich stil¬ gerecht in die Umgebung ein und erzielt durch eine ungewöhnliche Steigerung der Höhenausdehnung eine monumentale Wirkung. Den Kunstsinn des Schöp¬ fers läßt die spätbarocke Fassade deutlich erkennen. Der schlanke Turm mit dem reichen Barockhelm, die mit Figuren geschmückte Balusterattika und das schön geschwungene schmiedeeiserne Gitter des Balkons, des einzigen am Stadt¬ platz, bilden eine Augenweide. Erst nach dem Tode Haybergers wurde der Bau errichtet, denn die Stadt hatte damals als Folge der sistierten Interessen¬ zahlung der Innerberger Eisengewerkschaft, der Verteidigungsmaßnahmen ge¬ gen die Bayern und der Ausweitung des Handels der Waidhofener Eisen¬ verleger gegen die Privilegien der Steyrer wenig Geld zur Verfügung.“) Noch bei manchem Gebäude der Altstadt, wie zum Beispiel dem schönsten profanen Barockhause des Stadtplatzes, dem Hause Nr. 12, ist man versucht, den Umbau der Hausfront Hayberger zuzuschreiben, doch können hiefür leider keinerlei Unterlagen beigebracht werden. Auch in den übrigen Stadtteilen erinnert manches Haus an das Wirken Heybergers, doch auch hier kann man mangels schriftlicher Beweise keine Behauptung aufstellen. So ist man versucht, das schöne Haus Haratzmüllerstraße 4 aus der Aehn¬ lichkeit des Dekors und da sich Elemente wiederholen, als Werk des Vor¬ genannten zu betrachten.5) Ueber den Fenstern im Giebelfeld befindet sich ein von barockem Rankenwerk umgebenes Raupenmuster, das Hayberger auch anderweitig verwendete. Die Baulust hatte in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auf ganz Ober¬ österreich übergegriffen. Stifte und Stiftskirchen wurden umgebaut oder Ver¬ größerungen vorgenommen. Auch der Abt des Stiftes Admont, Antonius II., beschloß, sein altes Kloster umzugestalten.?) Hayberger entwarf einen Gesamt¬ plan, der aber nicht in seiner gigantischen Größe zur Ausführung kam. Nach diesem wäre Admont das größte Stiftsgebäude des deutschen Sprachgebietes 1) KD 14, S. 544. 2)Der Magistrat ließ die Turmarbeit dem Gürtlermeister Simon Wagner zukommen RP 1756 150). Auf Seite 61 des RP 1756 ist weiters vermerkt, daß der Abt zu Garsten wegen des Turmgebäudes, aus nicht angeführten Gründen, protestierte. 3) RP 1757, 428 26. Nov.: „Der k. k. Stadtrichter qua Stadtbaumaister leget den grundris vor auf was arth das Rathaus erbauet werden könne. Placet derselbe wirdet aber belieben, hierüber einen überschlag zu nerfassen, nach welchen eine Coon. (Kommission) zusammensizen und das weitere vorkheren solle. 4) LD 14, 545. —5) Nach Mitteilung des Herrn Dipl.=Ing. Ehler. — 6) LD 10, 20. 100

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