Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1953

beim Kimbernzug, zur Folge gehabt. Damals hat der Ennsübergang bei Steyr Stamm hier gesessen ist, zum erstenmal eine Rolle gespielt. Welcher keltische wissen wir nicht, auch Bodenfunde sind verhältnismäßig wenige erhalten. Trotz¬ dem muß aber die Bevölkerung intensiv keltisiert bzw. keltisch gewesen sein, trägt doch der Hauptfluß, die Enns, einen keltischen Namen (Anisus von keltisch ano, ana, sumpfig, feucht, naß) und der Ortsname Lauriacum (Laureacum) ist von einer keltischen Wurzel herzuleiten. Der oben erwähnte Voccio hatte eine schwierige politische Lage zu meistern. Standen sich doch im Westen zwei starke Mächte gegenüber. Der Suebe Ario¬ vist und der große Julius Caesar. Wie so oft half hier nur eine Schaukel¬ politik. Ariovist erhielt die Schwester zur Frau, Caesar wurde letzten Endes im Bürgerkrieg mit 300 schweren Reitern unterstützt. Gerade diese Meldung zeigte uns, welch ansehnliche Macht der Herr Norciums sein eigen nannte. In das Licht der Geschichte tritt unsere Heimat aber erst mit dem Zeit¬ punkt, als Rom in den Jahren 16/17 v. Chr. im Zuge seiner ausgreifenden Eroberungen unter Augustus das befreundete norische Königreich ohne beson¬ dere Gewaltanwendung besetzte. Bereits im ersten Anhieb wurde sein Gebiet bis zur Donau gewonnen. In Abhängigkeit, aber nicht militärisch gesichert, blieb der Teil, der sich nördlich der Donau erstreckte, also das Mühl=, Wald= und Weinviertel. Hier wohnten die keltisierten Kamper und Naristen (mit illyri¬ ja bekannt¬ der schen Namen). Als die großen Offensivpläne des Augustus — ganzen böh¬ lich im Westen Germanien bis zur Elbe, der Donau gegenüber den an der mischen Raum seinem Machtbereich einzuverleiben beabsichtigte, Widerstandskraft der Germanen und am pannonischen Aufstand gescheitert waren, blieb im Alpenraum die Nordgrenze des römischen Reiches die Donau. Entlang dieses Stromes entstanden nun militärische Posten, kleine Forts und Wachttürme, die die Aufgaben hatten, den Verkehr zu überwachen und Ueber¬ rumplungen zu verhindern. Erst unlängst hat A. W. Jenny in Linz einen sol¬ chen auf dem Altstadtplatz freigelegt. Auch in unserem Raume werden solche gestanden sein. Vor allem der wichtigste Donauübergang an der Ennsmün¬ dung bedurfte eines solchen. Führte doch sicher längs des Ennsflusses eine Straße nach dem Süden, von der bei der Steyrmündung ein Strang nach dem Westen abzweigte und etwa über Gründberg—Sierning und Egendorf in die Gegend von Ried führte, wo das antike Vetoniana zu suchen sein wird. Weiter üdlich von diesem Straßenzug ging ein weiterer Weg nach Westen, der an die Pyhrnstraße führte und bei Kirchdorf=Micheldorf (Tutatio) in diese einmündete. Nicht nur nach Westen, auch nach Süden folgte eine Straße dem Ennstal bis etwa gegen Weyer, wie wir aus den Streufunden von Pesendorf, Ternberg und Losenstein schließen können. Nach Osten endlich führte der noch lange nach der Römerzeit im Gebrauch stehende Flötzersteig über Aschbach nach Mauer an der Url. Er stellte die Verbindung zur großen von den Römern gebauten Hauptreichsstraße her, die den Westen des Reiches mit dem Osten verband. Sie führte in unserem Gebiet von St. Pölten kommend über Lauréacum einerseits nach Wels (Ovilava) und Salzburg (Juvavum), anderseits nach Innstadt (Boio¬ durum) und Passau (Castra Batava). * Aber nicht nur südlich des Stromes war das Land dem Verkehr geöffnet, auch nördlich desselben vermittelte das Tal der Aist (Agista) den Zugang nach Böhmen, wo seit etwa 8 v. Chr. die germanischen Markomannen siedelten. Zunächst haben neben den Wachtürmen Detachements der Besatzungstruppen Dienst gemacht. So hatte die XV. Legion (Korps), die seit den Jahren 15/14 v. Chr. in Carnuntum garnisonierte und seit 53/54 n. Chr. ein steinumwalltes Lager daselbst besaß, die Sicherung besorgt und, wie wir vielleicht aus einem Grabstein schließen können, bereits eine kleine Festung angelegt. Die Regierungszeit des Kaisers Claudius brachte eine grundlegende Aen¬ derung in der Verwaltung des Gebietes. Bisher war dieses wohl als besetztes 87 3 %

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