Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1953

nachzahlen, und zwar das Doppelte für zwei Personen; macht einen Gulden sechs Kreuzer!“ Ich starrte meinen Paten an, mein Pate mich. „Bub“, sagte dieser endlich „Ich hab' kein ehr umflorter Stimme, „hast du ein Geld bei dir?“ mit Geld bei mir, schluchzte ich. — „Ich hab' auch keins mehr“, murmelte Jochem. Wir wurden in eine Kanzlei geschoben, dort mußten wir unsere Taschen umkehren. Ein blaues Sacktuch, das für uns beide war und das die Herren nicht anrührten, ein hart' Rindlein Brot, eine rußige Tabakspfeife, ein Taschen¬ feitel, etwas Schwamm und Feuerstein, der Beichtzettel von Maria Schutz und der lederne Geldbeutel endlich, in dem sich nichts befand. Wir durften unsere Habseligkeiten zwar wieder einstecken, wurden aber stundenlang auf dem Bahn¬ hof zurückbehalten und mußten mehrere Verhöre bestehen. Endlich, als schon der Tag zur Neige ging, zur Zeit, da nach so rascher Fahrt wir leicht schon hätten zu Hause sein können, wurden wir entlassen, um nun den Weg über Berg und Tal in stockfinsterer Nacht zurückzulegen. Als wir durch den Ausgang des Bahnhofes schlichen, murmelte mein Pate: „Beim Dampfwagen da, s ist doch der Teufel dabei! — * Heimkehr HERMANN v. LINGG In meine Heimat kam ich wieder Es war die alte Heimat noch, Dieselbe Luft, dieselben Lieder, Und alles war ein Andres doch. Die Welle rauschte wie vor Zeiten, Reh, Am Waldweg sprang wie sonst das Von fern erklang ein Abendläuten, Die Berge glänzten aus dem See. Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren Die Mutter stets empfing, dort sah Ich fremde Menschen fremd gebaren: Wie weh, wie weh mir da geschah! Mir war, als rief es aus den Wogen: „Flieh! Flieh, und ohne Wiederkehr! Die du geliebt, sind fortgezogen Und kehren nimmer, nimmermehr!“

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