Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1953

den Willkommgruß! Folgt unsrem Spiel mit Spannung und Ge¬ nuß! Der Stadt Vergangenheit tut auf die Tore, Enthüllt sich wieder eurem Aug’ und Ohre. Was eins ge¬ schah und längst ins Dunkel sank, Er¬ hellt sich heut’ und hat seltsamen Klang Es rauscht und braust der breite Strom der Zeit / Und dehnt sein Rinn sal zur Unendlichkeit. Wo ist sein Quell, wo seiner Mündung Ziel? / Gefäß für Gottes ew’ges Welten¬ spiel. Erzeugt er Leben und ver¬ schlingt es wieder, Was heute ragt, es taucht schon morgen nieder /Zum Grund des Stroms in ew’ge Finsternis.Und doch! Nie tötet ganz des Todes Biß! Wer lebte, wirkte, streute seine Saat! Der Täter stirbt, doch nicht stirht seine Tat, / Sie strahlt mit hel¬ lerm oder matterm Glanze, Aus 1 stummer Nacht und rankt sich ein ins Ganze. So ist stets die lebend’ge Gegenwart/ In ihres Wesens, Wir¬ kens Kraft und Art/Ergebnis des Ver¬ gang’nen und zugleich Wärmt sie im Schoß der Zukunft Keime reich.So schlingt sich Glied um Glied die ewg6 Kette, / Die Gott und Teufel schmie¬ den um die Weite. Der Menschengeist hat ’s mächtig weit gebracht: /Er schaut in des Vergang’nen Sternennacht. Das Funkelnde, er sieht's wie Traumgesichte, Bedenkt sie gut und formt sie; — schreibt Geschich¬ te! Auch in der Zukunft dunkelfen¬ strig Haus Schaut er dann ahnend und prophetisch aus /Und weissagt aus ge¬ schichtserprobtem Wissen, Was kom¬ men wird, mit unfehlbaren Schlüssen. Wir selber, ein Geschlecht voll Krieges¬ not Und täglich jetzt aufs neu davon bedroht. Wir schließen unser Auge bang und banger /Vor uns’rer Zukunft, sie ist unheilsschwanger! — Wir wenden 8 gern dem „guten Alten“ zu, —Wir sehnen uns ja so nach Seelenruh'! Ver¬ gang’ne Stürme haben ausgetoht! Wenn sie der Spieler auf der Bühne probt, Wem schaden sie? Doch sie sind wis¬ senswert! / Wer ist, den die Geschichte nicht belehrt? ] Drum schau' ein jeder. wer nur Augen hat! Heut’ grüßt euch hier die Chronik eurer Stadt! Wir greifen Sterne aus der Nacht, der dunkeln, Wir bringen sie vor euch zu hellerm Funkeln. /Vergess’ner, tief ver¬ hang’ner Bilder Schleier. Wir lüften ihn bei dieser Festesfeier! So schaut und horcht! Ein bunter Bil¬ derreigen/Zieht auf, er soll — euch eure Heimat zeigen! Soll früherer Bewohner Freuden, Schmer¬ zen, Ihr Leben näher bringen euren Herzen. Soll fester euch an eure Stadt noch binden Und glüh'nder noch die Lieb’ zu ihr entzünden! Bad Hall. Wie im Vorjahre, weil¬ te auch heuer Kardinal Innitzer mehrere — Wochen zur Kur in Bad Hall. In der Gemeinderatssitzung wurde der Bau einer Volksschule mit einem vorläufigen Kosten¬ aufwand von 900.000 S beschlossen. Un¬ weit der alten Schule, welche Caritas¬ Eigentum ist, wird die neue Schule erbaut werden. Steyr. An der Universität Innsbruck wurden die Steyrer Rudolf Seeger und Eberhard Stucklik zu Doktoren der Me¬ dizin, Ferdinand Pichler zum Doktor der Philosophie und Frl. Liselotte Sommer¬ huber zum Doktor rer. pol. promoviert. 31. Steyr. Der älteste Buchdrucker Oberösterreichs, Herr Franz Stiasny Steyr, L.-Werndl-Str. 4, feierte heute in bewundernswerter geistiger Frische und bei guter Gesundheit den 90. Geburtstag. Stiasny ist der einzige Lebende, der 1870 bei der Herstellung der ersten Exemplare der „Steyrer Zeitung“ in der Buchdruk¬ kerei Bruckschweiger in der Kirchengasse mitarbeitete. 1947 feierte er goldene Hochzeit, 1950 verstarb seine Frau. Weyer a. d. E. Elise Anreiter, eine Tochter des Veterinärrates Anreiter, wurde in Graz zum Doktor der Philo¬ sophie promoviert. August 1951 1. Grünburg. Heute tritt der Alum¬ natspriester Hochw. Alois Reiter seinen Posten als Kooperator an. 3. Weyera. d. E. Der 45jähr. Sensen¬ fabrikant Eduard Urban war am späten Nachmittag mit dem Aushacken des Ge¬ sträuches um einen Anstand beschäftigt, als er mit der Axt in ein Wespennest hieb. In ihrer Ruhe gestört, stachen die Wespen Urban ins Gesicht. Ehe noch Hil¬ fe zur Stelle sein konnte, starb er an einer Herzlähmung. 4. Garsten. Im Rahmen eines Fest¬ aktes wurde der hundertjährige Bestanc der Strafanstalt gefeiert. Strafanstalts¬ direktor Dipl.-Kfm. Kosak schilderte nach der Begrüßung der Festgäste anschaulich die Entwicklung der Anstalt und ihrer Einrichtungen in den hundert Jahren ihres Bestandes. Er würdigte die Verdien¬ ste des Justizpersonals und verwies auf 123

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