lich Messern und Waffen) einen schwungvollen Handel. Kaufleute aus Steyr genossen auch auf deutschen Märkten besondere Vorrechte und waren im übri¬ gen Auslande, besonders aber in Venedig, gern gesehene Gäste. Von diesem letzteren Orte nahmen sie außer Stoffen, Geschmeiden, Gewürzen etc. haupt¬ sächlich Wein als Gegenfracht mit. Denn auch für den Weinschank hatten sich die Steyrer Bürger ein besonderes Vorrecht erwirkt. Nur in der Stadt durfte Wein ausgeschenkt werden, eine Meile im Umkreis von Steyr war dies keinem Wirte erlaubt. Selbst in kriegerischen Zeiten und in Jahren des Hungers und der Seu¬ chen, vergrößerte sich Steyr immer mehr und es blühten Handel und Gewerbe. Die Wichtigkeit der Stadt und nicht zuletzt der Reichtum ihrer Bürger, sicherten ihr überall Förderung und Unterstützung, bei ihren Bestrebungen nach Hebung des Gewerbes und des Handels. Die Landesfürsten brauchten Geld von der Stadt in guten und schlechten Zeiten, die Stadt wieder Privilegien von den Fürsten. Ein Handel, der sehr oft zum Schaden der Bewohner des flachen Lan¬ des ausgetragen wurde. Erst in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts traten infolge fortwäh¬ render Kriege, des damit verbundenen Steuerdruckes und großer Geldent¬ wertung, Stockungen im Handelsverkehre ein. Die Bewohner der Stadt ver¬ armten. Die Not wurde so groß, daß 150 Messerer und viele andere Handwer¬ ker beim Magistrate um die Erlaubnis zur Auswanderung nachsuchten, da sie in Steyr keine Arbeit finden konnten. Aber schon mit dem Regierungsantritt Kaiser Maximilians (1493) trat wieder eine Besserung in dieser Beziehung ein. Die Burger der Stadt kamen wieder zu Vermögen und erhielten (1499) vom Kaiser für die ihm geleistete finanzielle Hilfe, in Ergänzung des Privi¬ legiums vom Jahre 1287, das Recht, einen eigenen Bürgermeister zu wählen. (Erster Bürgermeister der Stadt, Kaspar Flädarn, 1500). Daß diese neue Blüte der Stadt von längerer Dauer war, bestätigt ein Zeitgenosse Maximilians, der Historiker Doktor Grüenbeck, der von der Stadt sagt, „daß sie in diesen Lannten 7. viele Jahre die Kron des Lobes und der Uebertreffung getragen.“ Im Jahre 1506 brachen, wahrscheinlich wegen alleiniger und einseitiger Ausnützung der Handelsprivilegien durch die Ratsgeschlechter, in der Stadt Unruhen unter den Handwerkern und Kleinbürgern aus, die 1511 unterdrückt wurden. Trotz der Religionsstreitigkeiten und Türkenkriege im XVI. Jahrhundert gedieh Handel und Gewerbe. Der Platz innerhalb der Stadtmauern wurde zu klein und die Handwerker, meistens Messerer und Schmiede, bauten sich (1543 bis 1565) außerhalb derselben neue Wohnstätten (Wieserfeldplatz). Im Jahre 1577 wurden die langwierigen Arbeiten, welche die Schiffbar¬ machung der Enns bezweckten, durch Hans Gasteiger, einem Zimmerer aus Tirol, beendigt. Die Schiffe brachten nun Eisen, Holz und Kohle in viel kür¬ zerer Zeit und größerer Menge nach Steyr und nahmen von da die Erzeug¬ nisse der einheimischen Industrien bis Wien und Ungarn mit. Große Unzukömmlichkeiten beim Eisenverlage machten die Ausschaltung zahlreichen kleinen Eisenhändler und Einsetzung einer einzigen großen Kör¬ der chaft zur unbedingten Notwendigkeit. Nachdem nach langwierigen Verhand¬ per lungen der Widerstand das Rates der Stadt Steyr, der sich zum größten Teil aus Eisenhändlern zusammensetzte, gebrochen war, kam es im Jahre 1583 zur Gründung der Eisenhandelskompagnie, einer Vereinigung der Bürger unter Garantie der Stadt, zum Zwecke des Eisenverlages. Fast gleichzeitig bildete sich eine Vereinigung der Messerverlagsleute. Auch entstand zur selben Zeit eine Gesellschaft der Rohr= und Büchsenhandlungen zum Betriebe der Feuerwaffen¬ fabrikation. Aber auch die Eisenhandelskompagnie konnte den ihr gestellten Aufgaben auf die Dauer nicht gerecht werden. Die Wirren, in die Oberösterreich durch 115
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2