Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1953

anwalt verlustig. So wandte er sich politischer Tätigkeit zu. Von seinen zahl¬ reichen Werken stehen die „Rosenegger Romanzen“ 1852 mit dem Schloß Rosenegg bei Steyr in Zusammenhang. In einem Skizzenbuch „Oberösterreich“ griff er zur beliebten Wanderschilderung. 1849 gab er „Anton Schossers nach¬ gelassene Lieder mit Singweisen und einer Biographie“ heraus. Das Kohlhaas¬ Stück „Eines Bürgers Recht“ ist 1849 in Steyr gedruckt worden. Mit Anton Schosser, der 1849 in Steyr starb und auf dem dortigen Friedhof bestattet wurde, setzt die lange Reihe der Mundartdichter ein, die im Zuge der Entdeckung von Heimat und Volkstum im Anschluß an Franz Stelzhamer zahlreich auftraten: Adalbert Sadleder (geb. Garsten 1836, † Ur¬ fahr 1912), Berlinger Anton (geb. 1848 Steyr, † 1920), Ludwig Girkinger (geb. 1863 Steyr), Sepp Stöger (1869—1921), Karl Mayer (geb. 1875) aus dem Bummerlhaus auf dem Stadtplatz!), Gregor Goldbacher (1875—1950), Josef Vinzenz Großauer (1886 geb.)*) und Otto Jungmair (geb. Molln 1889). Mancher von ihnen hat seine besondere Note entwickelt. Mit religiösen Dichtungen trat hervor der Linzer Domprediger und Re¬ ligionsprofessor Ludwig Bermanschläger (1861—1921). Sein Passions¬ spiel wurde 1912 in St. Radegund aufgeführt, ein Festspiel feierte die Stadt¬ erhebung von Enns (1912). August Riener (1867—1915) war zuerst Volks¬ chullehrer in Steyr und wurde dann Strafhauslehrer in Garsten. Von seinen Theaterstücken sind „Die Himmelspförtnerin“ und „Der Schelm von Bergen auf dem Steyrer Theater gespielt worden (1911). Ottilie Fürböck aus Christ¬ kindl, seit 1883 Lehrerin, später in Linz, gab neben Skizzen und Novellen mehrere dramatische Dichtungen „Germanentreue“ (1916), „Frau Holdens Zauberquell“ (1924), „Die Herz=Elfe von Kürnberg“ (1924), „Kürnbergzauber (1927). Der Stahlschnittmeister Michael Blümelhuber aus Unterhimmel bei Steyr (1865—1936) rang auch um den Kranz des Dichters, da ihm der Stahl zur Formung seiner Ideen nicht mehr genügte. „Weltenwende“ (1916) wirft in polternden Versen den Blick in die Zukunft, „Walhall in Brand (1921) gibt der deutschen Not Ausdruck. „Jung=Faust an die Menschheit“ ver¬ tritt einen neuen Gemeinschaftsgedanken und „Der Schlüsselkampf“ sollte Träume um die eigene Werkstatt ins Mythische projizieren. Dem Wirken des großen Komponisten Anton Bruckner, der wiederholt in Steyr geweilt und gearbeitet hat, widmete Otto Jungmair 1936 einen Zyklus: „Non con¬ fundar“. Um die Geschichte der Stadt bemühte sich die historische Forschung. Anton Rolleder (1855—1912) aus Odrau in Schlesien, Realschuldirektor in Steyr, chrieb in seiner „Heimatkunde von Steyr“ 1894 das zusammenfassende Buch. Vom Geschichtlichen ging auch Enrica von Handel=Mazzetti aus, die die Jahre 1905—1911 in Steyr verlebte und Steyr zum Schauplatz mehrerer ihrer Dichtungen machte. Die Steyrer Ballade „Deutsches Recht“ 1908), die Romane „Die arme Margaret“ (1911) und „Stephana Schwertner“ (1912—1914) schil¬ dern das alte Steyr der Gegenreformation mit lodernden Farben. Ihre Kunst, die auf Ueberhöhung und Verstärkung ausgeht und selbst barocke Züge trägt, versteht es, packende und eindrucksvolle Bilder aus Steyrs Vergangenheit zu entwerfen und die alte Eisenstadt mit ihren Kämpfen und Spannungen leben¬ dig werden zu lassen. Anregend waren vielfach Chroniken (Zettl, Preven¬ huber) oder Steyrer Ereignisse oder Dinge: Der Herrgott von Steyr für das „Deutsche Recht“, der Reliquienschrein der hl. Euphemia in der Michaelskirche für die „Stephana“. Josef Stohl (geb. 1877) versuchte, in der „Reichen Mar¬ 77 garet (1911) und in „Maria und Josef, einem Schauspiel aus Alt=Steyr (1912) mit naiven Mitteln Gegenstücke zu schaffen. 1) + 1951 (Anmerkung der Schriftleitung) 2) + 1951 112

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2