Plan aber durchführen zu können, war für die Bergfahrt die Anlage eines Schiff= und Roßweges längs der Enns notwendig. Schon die erste Uferbegehung im Oktober 1533 hatte gezeigt, daß sich der felsigen, schlucht¬ Errichtung einer solchen Weganlage in dem an vielen Stellen artigen Talgelände bedeutende Hindernisse entgegenstellen würden und jedes Schiffweges zur Hochwasser eine stets wiederkehrende teilweise Erneuerung des Folge haben müßte. In den nächsten Jahrzehnten nahm man die Arbeit auch nicht in Angriff. Erst im August des Jahres 1553 wurde die Flußstrecke von Steyr bis Reifling abermals einer eingehenden „Beschau“ unterzogen und in den folgenden Jahren mit dem Bau des Roßweges begonnen. Es war zumeist eine äußerst beschwerliche und gefährliche Arbeit. Zahlreiche Felsen am Ufer und im Wasser mußten gesprengt werden, viele Steine waren aus dem Flu߬ bett zu heben. „Schlachten“ gab es aufzurichten und im steilen Gemäuer konnte oftmals nur an Seilen gearbeitet werden. Das Unternehmen litt aus diesem Grunde an Arbeitermangel, denn für diese „genug schieche“ Beschäftigung waren nicht allzuviele „Knechte“ zu gewinnen. 1562 verzögerten außerdem Hochwasser und ansteckende Krankheiten die Fertigstellung dieses Werkes,o daß es nur langsame Fortschritte machte. Aber trotz aller Schwierigkeiten war der Schiffweg von Steyr bis Haimbach zu Beginn des Jahres 1563 vollendet. Der Innerberger Amtmann und Forstmeister Christoph Frölich richtete des¬ halb an den Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr im Februar des genannten Jahres die Einladung zur Ueberprüfung der geleisteten Bau¬ arbeiten. Es dürften sich aber doch verschiedene Mängel gezeigt haben, denn von einem Schiffverkehr zwischen Steyr und dem Kasten bei Weyer hören wir erst im Jahre 1565. Das wichtigste Transportmittel waren jedoch immer noch die Flöße. Nach mehrjährigen Verhandlungen schloß Erzherzog Karl im November 1569 mit dem bekannten „Wasserkünstler“ Hans Gasteiger einen Vertrag, worin sich letzterer verpflichtete, die Regulierungsarbeiten an der Enns von Haimbach bis Hieflau durchzuführen. Gasteiger, ein Tiroler, war Uhrmacher in München, zog 1554 nach Wien und kam um 1565 nach Großreifling. Wegen seiner hervorragenden technischen Fähigkeiten wurde er 1561 in den Adels¬ stand erhoben und mit einer goldenen Gnadenkette ausgezeichnet. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählen die Räumung der Donau von Krems bis Wien von zahlreichen Schiffahrtshindernissen, der Rechenbau zu Großreifling und seine Neuerungen auf dem Gebiete der Eisengewinnung und des Eisen¬ transportes. Prevenhuber schildert Gasteiger als einen „grob=bäurischen Mann von kurzer Resolution“ und erzählt folgende Anekdote: „Dann als er, bei ge¬ haltenen Augenschein, wohin und an was Ort der Rechen zu Reifling zu er¬ bauen, von Erzherzog Carls zu Oesterreich hierzu deputierten vornehmen Com¬ missarien gefragt wurde: Ob man auch bey seinem Vorhaben gesichert sey, daß solchem Rechengebäu vom Wasser künftig kein Schaden geschehen könne? Hat er mit Unwillen gleich auf den nächsten Berg gezeigt und gemeldet: Ja, wann man die Rechen da hinauf bauen wollte, könnte er vor solchen Schaden wohl stehen. Gedachte Fürstliche Commissarii begehrten unter andern auch von ihm zu wissen: Wie hoch sich beyläufig die Bau=Unkosten belauffen möch¬ ten? Das weiß ich nicht, sagte Gasteiger, wann halt ein Sack voller Geld wird leer seyn, muß man den andern, dritten, vierten, und so fortan, hernehmen und angreifen. Wenn auch nach den obigen Ausführungen der „kaiserliche Oberbaumeister der Wassergebäude“ nicht, wie in mehreren Abhandlungen über die Enns¬ schiffahrt zu lesen ist, als der erste und alleinige Erbauer des Roßweges ange¬ ehen werden kann, so leistete er dennoch eine gewaltige Arbeit. Hochwasser, Teuerung und „Infektion“ stellten sich der Ausführung seiner Pläne hindernd in den Weg. Als 1575 an den gefährlichsten Stellen in der Strub und Kripp gearbeitet wurde, sagten die Leute: „Kein Bauer wird mehr leben, wenn an 95
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