Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

war Mörtel=Estrich. Als dann mit dem Ausheben der eigentlichen Baugruben begonnen wurde, konnte ein Großteil dieses spätrömischen, teils schon christlichen Friedhofes freigelegt werden. Das Landesmuseum Linz bestellte für die vielen Bergungs= und Notgrabungsarbeiten Dr. Stroh, Dr. Orssich und Dr. Kloiber als Leiter. Die über 200 Gräber (meist Einzelbestattungen) lagen in einer schwarzen Kulturschicht, 40—110 cm tief, 2 m Abstand, oft 2—3 Skelette übereinander und nach Osten ausgerichtet. 1— In der Sargausführung traten verschiedene Typen auf: Sarkophage aus Steinplatten und solche aus Mauerwerk, Steinsärge aus Dachziegel (ge¬ schlossen oder nur seitlich oder nur als Bodenbelag) und Holzsärge (Sarg¬ nägel). Die acht bisher gehobenen Grüfte verteilen sich mehr auf den westlichen Teil des Gräberfeldes, anschließend nach Osten waren Kinder¬ gräber und im südlichen Teil häuften sich die Skelette derart, daß auf eine Epidemie geschlossen werden kann. Wie Dr. Kloiber feststellte, wiesen die Bestatteten ein Alter von 10 Monaten bis zu 60 Jahren auf und waren meist männlichen Geschlechtes; antropologisch sind sie fast völlig einheitlich. Sowohl die Knochenfunde als auch die Grabbeigaben (Kämme, Haarnadeln, Armreifen, Ringe, kleine Urnen, Glasfläschchen, Münzen usw.) wurden dem Landesmuseum zwecks Konservierung und Ueberprüfung übergeben und wer¬ den später dem Römermuseum in Enns zugehen. Fünf der schönsten Stein¬ platten, darunter ein Orpheusrelief, sind bereits im Museum Enns aufgestellt, die übrigen Grabplatten wurden in der Stadt deponiert. In den o.=ö. Heimatblättern werden noch eingehende Publikationen zu diesen und den geplanten späteren Grabungen durch das Landesmuseum Linz erfolgen. Im östlichen Teil des Ziegelfeldes fanden sich als Streufunde römische Münzen, darunter eine schöne Großbronze Marc Aurels, ferner eine 13 cm hohe Bronzeplastik, ein Bacchus; in diesem Teil des Geländes wurden auch Spuren des Lagergrabens zum früheren Auxiliarkastell fest¬ gestellt und während der letzten Suchgrabung hiezu im Juli 1951 durch P. Karnitsch (Landesmuseum Linz) das Grab eines fränkischen Kriegers aus dem 6. oder 7. Jahrhundert, als Beigaben ein 85 cm langes Eisenschwert, ein vollständiger Schildbuckel und eine 40 cm lange Lanzenspitze, somit ein besonders wertvoller Fund, freigelegt, photogra¬ phiert und gehoben. Durch einen begonnenen Betriebsbau der Ennser „Gablonzer“ auf dem Felde zwischen dem historischen Eichberg und der Bundesstraße nach Linz, also auf dem Grunde der ehemaligen Zivilstadt Lauriacum, kam man anfangs Juni 1951 auf die Grundmauern eines größeren römischen Gebäu¬ des, das sich in einem Ausmaß von 25X10 m in Richtung Ost=West erstreckte und seine Front nach Norden zeigt. An der Südseite besitzt der Bau zwei Apsiden (Gebäudenischen, Durchmesser 5 m); im Inneren gliedert er sich in drei nebeneinander liegende Zimmer (5X6.5 m) mit den Heizpfeilern und Heizkanälen für die unterirdische Fußbodenheizung (Hypokaustum) und in zwei an der Ost= und Westseite gelegene gewölbte Feuerstellen (5.5X7 m). Genaue Untersuchungen ließen auf drei Bauperioden schließen. Die Grabungen stan¬ den unter der Leitung von Dr. Orssich (Linz), Dr. Vetters (Wien) und Doktor Stroh (Linz) und sollen im nächsten Herbst noch fortgesetzt werden. Optikermeister Steyr, Gleinkergasse 12 „Mich. Setenen Lieferant sümtlicher Krankenkassen Telefon 563/2 93

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