Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

Sigillata=Bruchstücke mit Verzierungen, Reibschalenstücke, gestempelte Ziegel zutage; ferner wurden hier Spuren eines LEG II ITA] und ein Mühlstein) Eine Hakenkreuzfibel, eine Trom¬ römischen Bäckereiofens festgestellt. petenfibel, ein schönes Bronzesieb und eine graue graphitierte Urne (20 cm hoch) gehören noch zu den Funden dieses Jahres. Bei Grund=Aushebungen für Kleinhäuser an der Mauthausener¬ straße (Limesstraße) in Enns wur¬ den römische Gebäudereste angefahren, die durch Dr. Orssich (Lager Asten) im Auftrage des Lan¬ desmuseums in Linz freigelegt wor¬ den sind. Unter den zahlreichen kera¬ mischen Funden ist eine Terra¬ Sigillata=Schüssel mit der Ritz=Inschrift „VINDO“ besonders sehenswert. Auf dem Baugrund Hei¬ dinger an der gleichen Straße wur¬ den auch zwei urgeschichtliche Fund¬ stücke geborgen: Ein pyramiden¬ förmiges Webstuhlgewicht aus ge¬ branntem Ton und ein halbkugel¬ förmiger Klopfstein aus Amphibolit, die vielleicht noch jungsteinzeitlich, eher aber frühbronzezeitlich sein können. Reiche Grabungsergebnisse auf Römerboden sind aber für das Jahr 1951 zu berichten. Es handelt sich hiebei besonders um die Erschließung von Skelettgräberfeldern. Schon Sprische Gottheit vor Ostern wurde eine Gruppe von acht Gräbern im Steinpaß (von „possen“, pochen, Steinschlagen), nördlich von Enns nächst der städtischen Schottergrube freigelegt. Auffällig war bei diesen aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammenden Gräbern, daß sich neben römerzeitlichen Tongefäßen, einer eisernen Lanzenspitze und mehreren Eisennägel auch bronzezeitliche Schmuckstücke (Arm¬ ring und Armreif) fanden. Einige Skelette stammen von großen und kräftigen Menschen. Wie der Grabungsleiter Dr. Kloiber (Linz, Landes¬ museum) feststellen konnte, ist die Begräbnisstätte auf dem Steinpaß im süd¬ lichen Teil als römerzeitlich, im nördlichen als bronzezeitlich anzusprechen. Es ist beabsichtigt, zu gegebener Zeit die Grabungen auf diesem Gelände fort¬ zusetzen. Vor Pfingsten wurde auf dem sogenannten „Ziegelfeld“ (seit je Fundort vieler römischer Ziegelstücke), dem spätrömischen Skelett¬ gräberfeld an der Limesstraße (heute Stadlgasse) und südlich des Legions¬ lagers mit dem Bau von 32 Siedlungshäusern begonnen. Schon bei der Aus¬ hebung des Wasserleitungsnetzes stieß man im westlichen Teil des Ziegel¬ feldes auf einen dreiteiligen römischen Sarkophag, bestehend aus größeren und kleineren Steinplatten (Nagelfluh, Kalkstein, Travertin=Kalktuff, weißer Marmor), darunter schöne Profilplatten und ein römischer Grab¬ stein. Die fünf Skelette sowie die wenigen Grabbeigaben lassen auf die Zeit des ausgehenden 4. Jahrhunderts schließen. Die Steinplatten dürften aus der allmählich aufgelassenen Zivilstadt Lauriacum stammen, standen also in zweimaliger Verwendung. Der Boden dieser dreifachen Gruft 92

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