Eine recht bescheidene und sauer verdiente Erhöhung der Einnahmen brachten die Gaben der Recordation zu Gregori (12. März). Seit 1610 mußten die Schulmeister jährlich die Bewilligung zur Feier dieses alten, die Winterschule beschließenden Schulfestes beim Rate einholen. Anfangs an drei, später an zwei Tagen wurden mit den Schülern Umzüge veranstaltet, wobei die Burgfriedensgrenzen und das „ausgezeigte Revier“ (Stadt, Steyrdorf, Enns¬ dorf) nicht überschritten werden durfte. Jedesmal wurde den Supplikanten „ge¬ ziemende Bescheidenheit“ und ab und zu auch das Singen „geistiger Gsänger eingeschärft. Bei kaltem, windigem Wetter verschob man diese Veranstaltung auf eine günstigere Zeit. Im Jahre 1621 wurde sie „bedenklicher Ursachen we¬ gen“ auch untersagt.“) Finanziell gut gestellt war nur der Rechenmeister Kaspar Thierfelder. An¬ läßlich seiner Berufung nach Steyr im Jahre 1567 bewilligte ihm der Rat außer der zinsfreien „Herberg“ eine jährliche Provision von 25 Gulden Rhei¬ nisch in Münz und ab 1593 für den Katechismus=Unterricht pro Jahr 25 Gul¬ den aus der Maut. Wahrscheinlich erhielt er außerdem noch eine besondere Entlohnung für seine Mitwirkung beim Chorgesang in der Kirche.*) Thier¬ felder schrieb 1589 für den Rat die „Müllner und Peckhen Probs Raittung“ 9) eine sorgfältig ausgeführte umfangreiche Arbeit, die ihm 120 Taler eintrug. Er wurde auch beauftragt, die Bücher der Stadtkasse in Ordnung zu bringen. Nach dem Steuerbuch aus dem Jahre 1886 besaß er in der oberen Zeile am Wieserfeld zwei Häuser, die später Ulrich Haller kaufte.s!) Die Einnahmen aus dem Schuldienst allein reichten im allgemeinen zum Leben kaum aus. Mancher Schulmeister mußte sich daher um einen Neben¬ verdienst umsehen. Daniel Thierfelder betrieb neben dem Unterricht zeitweilig die Prokuratur. Für den Linzer Ratsbürger Lienhart Wasserbeckh ätzte er in Stein 1594 einen hübschen Steckkalender.*?) Sein Bruder Basilius versuchte 1606 nach Art der Lateinschulmeister sein Einkommen durch die Aufführung einer Komödie zu verbessern.ss) War aber das Elend schon unerträglich geworden, dann wandte sich gar mancher Schulmeister, wie z. B. Christoph Ullman im Jahre 1602, an den ehrsamen Rat, der ihm dann „zu einer Ergötzlichkeit aus gutem Willen“ einige Gulden zukommen ließ.s) Gelegentlich fanden sich wandernde Schulmeister in der Stadt ein, die ent¬ weder um eine Schulstelle oder um eine Unterstützung ansuchten.ss) 1616 bat sogar der Lehrer Paul Hueber um die Erlaubnis, bei der Kirche für sich sam¬ meln zu dürfen. Die Stadtobrigkeit jedoch gewährte nicht diese Bitte, verehrte ihm aber zwei Gulden.s) So war die wirtschaftliche Lage, der deutschen Schulmeister keineswegs rosig. Ihr Einkommen war bedeutend geringer als jenes der Lateinschulmeister, die außer ihren fixen Einnahmen noch häufig mit namhaften Vermächtnissen wohlhabender Bürger rechnen konnten. Auch in gesellschaftlicher Hinsicht standen die Schulmeister nicht sonderlich hoch. Am besten zeigt dies die Tatsache, daß der Rat 1590 das Ansuchen Kaspar Thierfelders, seinem Sohn Basilius den Hochzeitstanz auf dem Rathause zu gestatten, ablehnte.*) Man zählte eben die Lehrer zu den „gemeinen Bürgers¬ leuten“, denen seit 1582 für hochzeitliche Veranstaltungen nicht nur der Rat¬ haussaal, sondern auch die Musik des Stadtturners versagt war.s Das außerdienstliche Verhalten der Schulmeister gab niemals Anlaß zu einer Klage, nur über die Brüder Thierfelder bringen die Ratsprotokolle un¬ vollständige Angaben über verhängte Strafen. Im Jahre 1599 erhielt der Stadtrichter den Auftrag, Basilius Thierfelder anderen zum Abscheu alsbald wieder in Verhaft zu ziehen. Der Grund für diese Maßnahme wird aber nicht angeführt.*) Daniel Thierfelder, der sich bereits 1617 einem Klingenschmied gegenüber gewalttätig benahm, wurde 1621 beschuldigt, einquartierte Solda¬ 83
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