Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

in Steyrdorf bis 1624 abermals eröffnet wurde.s) Vermutlich unterrichtete seit 1610 verheiratet mit der frühere Anwärter Friedrich Engelhart, 64) der Bürgers= und Nestlerstochter Barbara Rothmayr. Kämpel um eine „extra Im Jahre 1620 bat der Schulmeister Hermann ordinar“ Schulmeisterstelle in Steyrdorf. Der Rat wies mit Entrüstung diese P 65 „unzeitige Behelligung“ zurück. In Aichet, dem bekannten Winkelschul=Vorort, wird ab 1609 und in den folgenden Jahren der Schulmeister Sebastian Weindl erwähnt.“) Sein Nachfolger dürfte Paul Püchler gewesen sein, der im Jänner 1625 nach Auszahlung einer Abfertigung in „gutem Geld“ verabschiedet wurde.“) Die Schule in Ennsdorf. Die erste Nachricht über das Schulwesen im östlichen Stadtviertel bildet ein Ratsbeschluß vom 21. Mai 1599, nach welchem der „Gemein in Ennsdorf“ die Eröffnung einer Schule nicht gestattet wurde: „Dieweill man mit Teutschen so Schulen genuegsam versehen ond der Gemain in Ennßdorff Kinder kein weitten weg dahin') haben, so hat demnach der Supplikanten begeren nit statt".*) Die Zeitereignisse verhinderten vermutlich auch in diesem Stadtteil die Errichtung einer Schule. Taufmatriken*) und 1619 die Rats¬ 1609 erwähnen die evangelischen Johann Reidtnitz (Reudniz), der protokolle“) den deutschen Schulmeister gewirkt haben mußte, da die übrigen um diese Zeit jedenfalls in Ennsdorf Schulen mit Lehrern besetzt waren. Einige Jahre später berichten die Protokolle von einem Schulmeister Raidinger, der um 1621 starb. Im Juni dieses Jahres verlieh der Rat den Ennsdorfer Schuldienst auf „Wohlverhalten“ dem wahrscheinlich aus Klosterneuburg zugewanderten Hermann Kämpel (Khämpl, Kampl).*) 1613 vermählte er sich mit einer Steyrer Bürgerstochter, bewarb sich um das Bürgerrecht und versuchte mehrere Male, eine Schul¬ meisterstelle zu bekommen. Eine ihm 1620 bewilligte „extra ordinari“ Prokura¬ torstelle dürfte ihm nicht zugesagt haben, da er auch hernach noch die Schul¬ meisterstelle in Ennsdorf anstrebte. Als er seinen Dienst antrat, hatte er ver¬ schiedene Schwierigkeiten zu überwinden. So unterhielt die Witwe Raidingers noch 1622 eine Winkelschule, und die Stadtbehörde erklärte sich erst 1624 bereit, den Betrag von sieben Gulden als Wohnungszins für ihn zu bezahlen.*) Käm¬ pel verblieb auch nach der Gegenreformation im Schuldienst, er bekannte sich jedenfalls zur katholischen Religion.*) Weder in Steyrdorf noch in Ennsdorf konnte die Lage des Schulhauses festgelegt werden. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Schulmeister. Bestimmte Angaben über das Einkommen der deutschen Schulmeister fehlen in den Archivalien, es ist auch nicht die Höhe des von den Eltern zu entrichtenden Schulgeldes bekannt. Da die Erträgnisse aus dieser Einnahms¬ quelle abhängig waren von der Zahl der schulbesuchenden Kinder, kann man das energische Auftreten der Schulmeister gegen die Winkelschulen wohl ver¬ stehen. Einmütig verlangten sie z. B. auch im Jahre 1616 von der Stadtbehörde die Abschaffung der „Stimpler“.*) Während den Schulmeistern in der Stadt (am Berg und im Neutor) eine freie Schulwohnung zur Verfügung stand, hatten die in Steyr= und Ennsdorf mit der Zuweisung einer solchen häufig Schwierigkeiten, denn es wurde diesen Lehrern überlassen, die Bürgerschaft zur Zahlung einer Wohnungsbeihilfe zu bewegen.?“) 82

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2