Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

dürfte, da auf die Dauer kein geeigneter Raum ausfindig gemacht werden konnte.10 Dieser gedrängte geschichtliche Ueberblick diene zur Einführung in die nun folgende Geschichte der einzelnen Stadtschulen und ihrer Schulmeister. Die Schule im „Gmain Casten“. Der Schulmeister Wolfgang Perger begann, wie er 1570 selbst be¬ richtet, seine unterrichtliche Tätigkeit um 1530. Er unterwies die Jugend im Schreiben und Lesen und machte sie daneben vertraut mit dem Vater unser, den zehn Geboten, dem Inhalt des Katechismus und den Feiertags=Evangelien. Zweimal wöchentlich erteilte er Religionsunterricht." Aus einer Notiz in den Ratsprotokollen ist ersichtlich, daß ihm als Schul¬ lokal ein Zimmer im „Gmain Casten“ zur Verfügung stand.*) Dieses Ge¬ bäude befand sich in der Berggasse und unterstand dem Bruderhausverwalter. Im Jahre 1527 stiftete zu dem neuen Kasten Veit Pfefferl sein Haus am Berg, das aber schon 1531 an den Zinngießer Martin Steinmaurer verkauft wurde.l Nach dem Steuerbuch aus dem Jahre 1567 war das „Gemein Kasten=Haus oder nach einer späteren Bezeichnung der „Bruderhauskasten“ das heutige Gebäude Berggasse Nr. 14 (Pfaffenwimmer).1 Der „Gemeine Kasten“ war eine von den Protestanten getroffene Einrich¬ zur Unterstützung der Armen und entwickelte sich vornehmlich in den tung 5) Städten.! Auf Perger, der mit 82 Jahren im Jahre 1573 noch den Schuldienst ver¬ sah,) folgte vorübergehend der Schulmeister Hans Pruner.“ Im Jahre 1574 zeigte das Schulhaus schwere Baugebrechen. Wegen Ein¬ sturzgefahr wurde vom Rate die Instandsetzung beschlossen.!) — Um 1575, vielleicht schon einige Zeit vorher, wirkte an dieser Schule Chri¬ stoph Fraidler, der gegen Ende dieses Jahres starb. Schon 1570 bezeich¬ nete er sich als einen „alten schwachen Mann“, der 35 Jahre hindurch „mit Ge¬ tümmel und Geschrei der strengen Jugend nit wenig erlitten“ habe.*) Zu Anfang 1576 bewarben sich um diesen Posten Amandus Grunttler aus Wald¬ neukirchen, der deutsche Schulhalter Bartlme Eder aus Enns und die beiden Söhne Fraidlers Hans und Christoph.*°) Während die fremden Bewerber ab¬ gewiesen wurden, gestattete man der Witwe Fraidlers die Fortführung des Unterrichtes durch ihren Sohn Hans. Allerdings nur vorübergehend bis Ge¬ orgi (24. April), da er für das „große Schulamt“ noch zu jung und unerfahren, seine Handschrift auch „etwas zu gering und unkundig“ befunden wurde. Nach dem Willen des Rates sollte die Stelle mit einer „geübten tauglichen Person besetzt werden.*!) Diese fand sich schließlich im Schulmeister Christoph Ull¬ man aus Freiberg in Sachsen, der über Empfehlung des Rechenmeisters Kaspar Thierfelder im Mai 1576 in Steyr Aufnahme fand. Auch Ullmans schriftliches Können wurde vom Rate bemängelt. Man fand, daß er eine „schware faust“ habe und daher noch fleißig üben müsse.?) Trotzdem aber wurde er zum deutschen Schulmeister am „Gemeinen Kasten“ bestellt und versah hier den Unterricht bis 1593. Im Juni dieses Jahres benötigte nämlich der Rat die Schulräume als Wohnung für den Stadtphysikus Dr. Wolfgang Ort¬ ner.23) Ullman wurde gekündigt, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er „abgeschupft“ worden. Weil er aber schon lange in Steyr war und „weit sich herbegeben“ überließ man ihm die vom Kantor Klausner bewohnten Räum¬ lichkeiten der alten Stadtschule am Berg (Berggasse Nr. 46). 24) Im März 1616 wurde der Sohn des Marktschreibers zu Eisenerz Kaspar Sändig's) als Schulmeister vom Rate ausgenommen. Er vermählte sich am 2 24. April mit Katharina Poxleitner.*) Im „Gemeinen Kasten“ erhielt er im 77

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