70 DERLattewzaun Von Waltraud Oberleitner Es gibt Tage, an denen man sich, aus irgend einer gehobenen Stimmung heraus, plötzlich als Besitzer der ganzen Welt fühlen mag. Freilich wird dieses Gefühl sogleich abgedrosselt, wenn man einem Eigentümer begegnet, der, gar nicht romantisch, sich seiner Rechte voll bewußt ist. Nun, ich hatte auf einem Spaziergang an einem Spätherbsttage, der schon fast Winter war, jenes be¬ wußte, unendlich schöne Gefühl. Längst war ich, in genießerischem Schlendern, am Rande der Stadt angekommen. Eine große, freie Fläche tat sich vor mir auf, deren größter Teil, soweit ich sehen konnte, ein Lattenzaun umschloß. In meiner Besitzerfreude tat ich das, was oftmals Kinder in Ferienlaune zu tun pflegen: ich ging den Zaun entlang, während ich meinen Spazierstock an ihm gleiten ließ. Plötzlich schoß aus irgendeiner Ecke der Umfriedung etwas Gro¬ ßes, Schwarzes, Zottiges auf mich zu. Es entpuppte sich, als zwar rasseloser. aber umso grimmiger Hund, der mit heiserem Knurren sein starkes Gebiß entblößte. Zuerst erschrak ich natürlich, aber dann beruhigte mich der stabile Lattenzaun zwischen uns. Mir kam plötzlich der Gedanke, das dies eines der vielen Teufelchen sein könnte, die auf der Welt umherlaufen sollen und das man zufällig gefangen und hier eingesperrt hatte. Wenn man aber einen ge¬ fangenen Teufel vor sich hat, so rächt man an ihm die Sünden aller Teufelei auch der eigenen. Ich nahm also meinen Spazierstock und fing an mein wütendes Gegenüber nach allen Regeln der Kunst zu reizen. Schließlich — man hatte ja noch Uebung aus der Schulzeit. Die Wirkung war großartig! Mein Gegner —dies war er nun im wahrsten Sinne des Wortes geworden konnte sich über diese Gehässigkeit kaum fassen. Wäre der Zaun ein wenig niedriger gewesen, hätte ich an das Ende meiner Tage geglaubt. Ich begann die Latten entlang zu laufen, immer den Stock auf ihnen tanzen lassend. Das dabei entstandene Geräusch brachte den Schwarzen zur Weißglut und sein Ge¬ heul steigerte sich immer mehr. Auch ich betrieb den Kampf allmählich ernst und wurde immer mutiger, je mehr ich die Stärke des Zaunes bewundern durfte. So rasten wir beide schweißbedeckt um die Wette, bis plötzlich im Zaun ein Loch war. Wir standen blitzartig fest und starrtendie Luftschicht an, die nun das einzige Hindernis bildete. Unser dampfender Atem wurde still und stiller, kaum wagten wir noch zu schnaufen, nur unsere Augen hielten einander fest. Schließlich zog er den Schwanz, ich meinen Kopf ein und wir schlichen beide lautlos davon ... Anton Langensteiner Steyr, Ptarrgasse 9 7 Tel. 144 Bankverbindung: Volksbank Steyr (Wien 136787) blaswarenhandlung - Groß- u. Kleinhandel Sparkasse Steyr (Wien 46082) Glaswaren-Fabriksniederlage 7 Glasgeschirr für Gast- und Kaffeehäuser Tafelglas in allen Sorten 7 Portal- und Bauverglasungen 7 Spezialgeschäft für Bilder-Einrahmungen 7 Große Auswahl an Spiegeln und Bildern sowie Bilderleisten und Rahmen
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