hat ein Auge auf seine Kleindirn, die schwarzäugige Agerl, geworfen und der Hoisbauer will die Agerl heiraten. Sein verstorbenes Weib hat ihn, den vor¬ maligen Knecht, zum Großbauern gemacht, aber sie war alt und die Schön¬ heit tat ihr nicht weh; nun gedenkt der Witwer dafür die Dirn zur Bäuerin zu erheben — und die Agerl ist bildsauber. Das wäre eine Vergeltung nach beiderlei Richtung, für den armen Knecht käme ein armes Dirndl auf den grünen Zweig und nach der häßlichen Alten wäre dem Bauern die frische Jugend ein sauer verdienter Lohn. Unter ähnlichen Betrachtungen stapft der Hoisbauer durch Wiesen und Stoppelfelder den Hang hinauf zu seinem An¬ wesen. Wie schmuck es sich ansieht mitten im vollen Laube der fruchtbeladenen Obstbäume! Und am Tore steht mit blitzenden Augen in ihrem roten Kittel und dem schwarzseidenen Kopftuche die Agerl. „Grüaß Gott, Herr Vota“, kichert sie und zwischen den Kirschenlippen blin¬ 10 ken die weißen Zähnlein, „Kirchen gwen, fleißt bet? Sel wohl, Agerl,“ zwinkert der verliebte Bauer, indem er ihre vollen Wan¬ gen tätschelt; „gehst heut nit aufn Tanz? Wann i bei an Standl vorbeikemma wa, hätt ich dir an Kirta kafft. „Ui je, zweifelt das Dirndl, „mir an Kirta? A reicha Bauer an armen Dirndl an Kirta kaff'n? Der Hoisbauer tritt näher und legt seine Rechte um die Hüfte des Mäd¬ chens. „Wer woaß, Agerl, ob i dir nit mehr geb'n möcht als an Kirta. Was moanst, wann's d’ halt so 'n ganz'n Hoisbauern kriagest, z'samt sein Hof und Grund, wia 's steht und liegt? Die Agerl ist eine Feine — wie sie halt alle sind. Wenn der Bauer glaubt, er habe sich erst heute verraten, ist er groß im Irrtum. Sie kennt seine Her¬ zensschwäche gar wohl und in ihrem Sinn hat sie längst ein sauberes Luftschloß gebaut, das dem Hoisbauerngut ähnlich sieht, wie ein Ei dem anderen. Ach ja, sie zittert dem Glück entgegen, aber sie ist gar klug in Abwehr und Lockung —wie sie halt alle sind. „Ui je, lacht sie mutwillig, „der Hoisbauer und die Agerl! Mach d' Augen zua, nachher siagst alles, was mein g’hört. Müaßt frei wia a Bettelmann auf mein g'flickt's G’wandl tuschen und sagen: Der Fleck g’hört mein und der Fleck g’hört mein, sunst nix. „Was verschlagt 's?“ Der Fleck g’hört dein!“ drängt der Bauer und schlägt mit der flachen Hand aufs Herz. „Frali, arbat'n hoaßt 's schon in an Bauernhof, denn so hoch bin i nit studiert, daß 's eppa ohne Arbat ah gang. Laßgut sein, Agerl, mir werd'n schon gleich werd'n miteinand!“ Und sie sind gleich geworden. Die Hochzeit des alten Hoisbauern mit seiner jungen Dirn wurde mit der üblichen Pracht gefeiert; achtzig Gäste jauchzten und strampften bei dem üppigen Mahle und der freudeglänzende Bräutigam wurde hinterrücks mit all' seinen braven Haustieren anmutig verglichen. Er aber sah und hörte nur eins: Agerl! „Juche, lachte er, „a alta Bauer kann ah noh a junger Ehmann werd'n.“ Nach der Hochzeit kamen die Flitterwochen; aber früher als gedacht, nahten die Gewitterwolken, dann die Bitterwochen und zuletzt waren die Zitterwochen da. Und alle die lieblichen Zeiten zogen über das graue Haupt des Hoisbauern hin; die saubere Bäuerin ließ sich nichts anfechten. Sie lachte und scherzte — mit jedem andern; sie aß und trank und fuhr gern in dem Kaleschlein zu Markte, aber meist allein. Sie zankte und schalt auch gern und das am liebsten mit ihrem Mann; daher die Zitterwochen. Der Bauer konnte zwar gegen das Gesinde herrisch und rauh auftreten, vor seiner Agerl aber schmolz das Selbstbewußtsein wie Butter in der Sonne und die Nachbarn sagten mit Recht, der Hoisbauer sei ein Simandl, kennt ihr's. Butterweich wie die Hände der Frau, verliebt bis über die Ohren, seufzend und schmachtend und ewig hoffend auf den Spätsommer der Liebe, aber nie erhört. Allmählich stellten sich dann die Tage der Ergebung ein. Gleichmütig saß der Hoisbauer 67
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