Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

das Rahmkoch Von Hans Fraungruber. Der Segen ist aus und die Gläubigen verlassen die Kirche. Es dauert geraume Weile, bis die letzten Männlein und Weiblein, von dem rasselnden Schlüsselbunde des ungeduldigen Mesners gedrängt, das Gotteshaus geräumt haben. Den Schluß macht bedächtigen Schrittes der Hoisbauer. Er knixt mehrere Male, besprengt sich ausgiebig mit geweihtem Wasser und tritt end¬ lich auf den Kirchenplatz hinaus. Eben trachtet der Pfarrer von der Sakristei quer über den sonnbeglänzten Rasenhang dem Pfarrhof zu. Da er den Hois¬ bauer bemerkt, nickt er ihm vertraulich zu und ruft ihm entgegen: „Laßt sich der Vetter ah wieder anschau'n in der Kirch'n? Brav, brav!“ Der Angeredete rückt unbeholfen an seinem Filz und erwidert bedächtig: „Gibt so viel viel z' tuan in der Wirtschaft. Woaß m'r a so, bald koa Bäuerin im Haus is, geht s rundamadum nit z'samm.“ Und der Bauer fährt sich mit dem Handrücken über die zwinkernden Augen. Der Pfarrer bleibt stehen: „Das ist a schöne Nachred' für sein Weib, Hois¬ bauer. Wia lang is 's hiaz, daß sie g'storben is!“ Neun Monat, Herr Pfarrer. Z' Martini haben m'r s’ in Freidhof trag'n.“ „Brav, brav, nickte der Pfarrer nachdenklich mit seinem breiten, roten Ge¬ sichte. „Also z' Martini? Tuat m’r leid, daß er so alloan is in sein Hof, der Hoisbauer. „Frali,“ meint dieser, „is halt allweil so auf der Welt: Was oan am st'n is, däs muaß am ehntesten der Teuxl hol'n.“ liab„Oh“ — wehrt der Pfarrer erschrocken ab und steckt das Brevier gegen Frevler — „was für ein Lästermaul! den „Nix für übel nehma, Herr Pfarra, is' guat g'moant; 's kimt unseroan und halt ung'schickt außa. Aber weil i g'rad' die Ehr' han, a Frag' hätt' i —“ Hoisbauer läßt seinen Haselstock von einer Hand in die andere baumeln. der 77 „A Frag' is frei, was will der Hoisbauer? Rückt der Bauer den Kopf in den Nacken und fragt schlankweg: „Wann därf i wieder heirat'n?“ Ein unmutsvoller Blick sticht durch die Augengläser des Seelenhirten. „Was hör' i? Hiaz denkt's schon an so was — brav, brav! Laß's do Enka Weib erst kalt werd'n! Der Bauer rüstet sich zum Kampfe, Bauernhaut ist dicke Haut, und so¬ bald ihm etwas nicht aus dem Sinn will, bekehrt ihn niemand, auch der Pfarrer nicht. „Wann der Himmel nimmt, kann der Mensch a nehma!“ brummt er und zuckt die Achseln. „Schandmaul“, bricht der Pfarrer los, „na auf an groben Klotz g’hört a grober Keil — so sag' i eahm halt: Bald m'r oan Kreuz los is, muaß mir nit glei an neuchs begehr'n. Recht geschah eahm aber, wann er 's kriaget!“ Und mit fliegendem Talar hastet der Erzürnte seinem Heim zu, ohne den hart Angelassenen weiter eines Blickes zu würdigen. Der lacht in sich hinein: „Haha, d’ Fastenspeis' warst m'r willig, gelt ja? Aber um a Bratl bist ma neidi! Der Gegenstand seiner Vorstellung muß, nach dem breitschmunzelnden Gesichte sehr gefallsamer sein. Verraten wir 's gleich! Der Hoisbauer des Bauern ein 66

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2