Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

60 nen, eine träumerische Reliquie, gleichsam als warte sie auf Felixens Rückkehr. Aber Felix schien, wie einst Jakobus, verschollen zu sein auf der Heide. Seit drei Jahren kam keine Kunde und kein Wandersmann; in der Haupt¬ stadt, wo gar Benedikt war, um ihn zu suchen und zu Lieb=Marthens Hochzeit zu laden, war er nicht mehr zu finden, und im Amte sagten ihm die Kanzlei¬ herren aus einem großen Buch, er sei außer Landes gegangen, vielleicht gar über das Meer. Der Vater hörte schon auf, von ihm zu reden, Marthe hatte ein Kindlein und dachte nicht an ihn, die Heidedörfler kannten ihn nicht und liebten ihn nicht, als einen, der da einmal davongegangen. Die Großmutter fragte nur bisweilen nach Jakobus, aber das Mutterherz trug ihn unverwischt und schmerzlich in sich seit dem Tage, als er von dannen gezogen und an ihrem Busen geweint hatte — und das Mutterherz trug ihn abends in das Haus — und das Mutterherz war es auch allein, und morgens mit auf die Felder das ihn erkannte, als einmal am Pfingstsamstag durch die Abendröte ein wild¬ fremder, sonnverbrannter Mann gewandert kam, den Stab in der Hand, das Ränzlein auf dem Rücken, und stehen blieb vor dem Heidehause. „Felix!“, „Mutter!“, ein Schrei und ein Sturz an das Herz, der schönste Platz eines Sohnes, selbst wenn er graue Haare trägt, das Herz seiner Mut¬ ter, das Kleinod, das er nie verliert und dessen das Universum nur eines für ihn hat. Das alte Weib brach an ihm fast nieder vor Schluchzen, und er, vielleicht seit Jahren keiner Träne gewöhnt, ließ strömen den Bach seiner Augen und hob sie auf zu sich und drückte sie und streichelte ihre grauen Haare, nicht sehend, daß Vater und Schwester und das halbe Dorf um sie beide stand. Bank für Oberösterreich und Salzburg Filiale Steur (Hauptanstalt Linz) Gegründet 1869 Durchführung sämtlicher Bankgeschäfte Steur, Stadtplatz 12, Tel. 118 112

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