56 Krieger den Mantel über sich und streckt die müden Glieder zum Schlafe aus. In seinen Traum mischt sich das Lied der Kameraden, die noch am Feuer sitzen und singen. Der Müllerbursch schiebt sich ein wenig aus der Reihe, er spielt fast ganz allein und ergreifend schön diese Weise von der Heimat und von dem Mädchen, das dort wartet, und der Kapellmeister verschmäht es nicht, zu ihm zu treten und mit dem Waldhorn die Terz dazwischen zu blasen. Erst ganz zuletzt steigt er wieder auf das Faß und hebt die Hand, gleichsam als wolle er den letzten Ton aus der Luft wegfangen und an sich reißen, falls einer übrig bliebe. Aber heiter und freundlich endet der Gesang der Bläser, freund¬ lich der Traum des Kriegers nach der Schlacht. Gott helfe ihm, daß er bald heimkehren und wieder an seinem friedlichen Herd sitzen darf, er und wir alle (Mit Genehmigung des Otto=Müller=Verlages, Salzburg, aus dem Ver¬ lagswerk „Die Pfingstreise“ abgedruckt.) ∆ O bleibe treu den Toten, Sie nahen dir in Liebe, Die lebend du betrübst; Allein du fühlst es nicht; O bleibe treu den Toten, Sie schaun dich an so trübe Die lebend dich geliebt! Du aber siehst es nicht. Sie starben; doch sie blieben Die Brücke ist zerfallen, Auf Erden wesenlos Nun mühen sie sich bang, Bis allen ihren Lieben Ein Liebeswort zu lallen, Der Tod die Augen schloß. Das nie hinüberdrang. Indessen du dich herzlich In ihrem Schattenleben In Lebenslust versenkst Quält eins sie gar zu sehr: Wie sehnen sie sich schmerzlich, Ihr Herz will dir vergeben Daß ihrer du gedenkst! mehr. Ihr Mund vermags nicht Theodor Storm 4 8
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