Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

gießen brauchten. Sie luden ihre Büchsen nur noch zur Freude der Leute und Ehre des Herrn, der sich ja selber nicht ungern mit Blitzen und Krachen zur nügt, wie jedes Donnerwetter bezeugt. verg Rot war die Fahne der Feuerwehr, über und über mit Bändern behängt, ür Abwendung von Feuersnot gestiftet wurden, aus Dankbarkeit, manch¬ die freilich auch mit heimlichem Unwillen, denn es kommt nicht jedem gelegen, mal wenn der Uebereifer vorzeitig wieder löscht, was die gütige Vorsehung mühsam Brennen gebracht hat. zumDie Veteranen wiederum führten ein schwarz=gelbes Banner; sie durften doppelköpfigen Adler im Wappen zeigen. Der Kaiser erlaubte es ihnen, den ie gewissermaßen noch immer in seinem Eide standen, so wie sie einander weil und nach zur letzten Ruhe brachten. nachAlles in allem und wenn man auch die geringeren Vereine noch mitzählte, die Sänger oder die Kegelbrüder, so gab es keinen rechtschaffenen Mann im Ort, der nicht an irgendeinem Tag des Jahres hinter seiner Fahne gehen durfte und mit ihr zu Ehre und Ansehen kam. Seht, diese Freude muß man den Leuten lassen, man soll sie ihnen nicht vergrämen. Sie sind ja keine Narren deswegen, nachher gehen sie doch wieder hinter dem Pflug und sitzen auf ihrem Schemel in der Werkstatt. Aber der Knecht oder der Schustergesell, dann und wann einmal will er den Werktag abstreifen, will seinen Federhut aus der Truhe holen, seinen Stutzen, und keinen Forstgehilfen dabei zu scheuen haben. Das macht viel aus, denkt nur an die Weiber, wenn sie beim Umgang in kleinen Trüppchen an den Ecken stehen und den Ihren in der Reihe suchten, um ihn gleich der Nachbarin zu zeigen. Denn er sieht stattlich aus, obwohl er kein Auge zur Seite wendet, aus Stolz, und damit ihm nicht unterhalb die Beine aus dem Takt geraten. Selbst wenn einer gar nichts konnte, weder pfeifen noch blasen, so war es ihm doch wenigstens erlaubt, sich in Gottes Namen einen Gurt um den Leib zu schnallen und mit den Spritzenleuten zu gehen. Pfeifen und Blasen, ja, wo bliebe das ganze heitere Wesen, der Glanz gäbe! und die Fröhlichkeit ländlicher Feste, wenn es die Spielleute nicht sie ist ein denn Die Kunst, Musik zu machen, ist großer Ehren wert, gibt nichts es Gottesgeschenk. Wunderbar genug, wenn man es nicht bedenkt Geschöpfen ihre dergleichen in der geschaffenen Welt. Als Gott am Anfang den ließ, damit die Stimmen zuteilte und in seiner Weisheit etliche stumm bleiben Löwen brüllen anderen jemand hätten, der ihnen zuhörte, da lehrte er die und die Vögel pfeifen und dem Menschen erlaubte er beides, aber der war trotzdem nicht zufrieden. Er machte sich eine künstliche Kehle aus Blech und Mauern damit nannte sie Posaune und dann gelang es ihm ja auch wirklich, jedem gegeben, umzuwerfen, wie die Schrift erzählt. Natürlich ist das nicht nie. Was alles mancher könnte sein Leben daran wenden, er lernte so etwas ist vonnöten, welche Behendigkeit des Geistes und der Glieder, um auch nur einmal versucht den Baß blasen zu lernen! Ich habe es in jungen Jahren auch hörte er mir der Vater eiferte mich an, und wenn ich im Keller saß und übte sich schließlich. selber gerne zu, er war schwerhörig. Aber die Mutter verbat e Irgend etwas, sagte sie, scheine ihr an meinem Spiel zu fehlen, aber eben das sei ihr zu viel. Immerhin, die Liebe zur Musik ist mir zeitlebens geblieben, zu einer red¬ lichen und handfesten Musik. Natürlich besuche ich auch ab und zu eines der neuzeitlichen Konzerte in der Stadt, das bin ich meinem Ansehen schuldig. Aber ich muß eingestehen, es wurde mir sauer genug, bis ich endlich dahinterkam, wie es die anderen damit hielten — daß sie nämlich in Wirklichkeit abwesend waren. Sie entfernten sich heimlich wieder und was im Saal sitzen blieb, war nur die äußere Hülle, mit einem verklärten Gesicht obenauf. Das lernte ich dann auch und etliche unter den neueren Meistern müssen mir's verzeihen, 53.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2