Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

bieschlanke Iime Von Leopold Steinbrecher „Papa, du wirst dick!“ Diesen Stoßseufzer höre ich beinahe täglich von meiner Frau. So auch jetzt, als sie sich abmühte meine zerplatzten Beinkleider zu reparieren. „Nein, so geht das nicht mehr weiter!“ fuhr sie ärgerlich fort, „bei all Deinen Anzügen habe ich schon die Nähte herausgelassen, Zwickel eingesetzt und trotzdem siehst Du aus, als ob Du von einem Plakat heruntergerutscht wärst.“ Diese dumme Daherrederei ging mir schon auf die Nerven. „Na, und 9 3 622 G. 5 — GAet. 6 E ∆ S ∆ C C 2 KS N S 2 1 Du? Hast Du vielleicht die Auszehrung?“ biß ich zurück, indem ich meiner Frau wütende Blicke zuwarf. Meine Beißerei ignorierte meine Gemahlin vollständig. „Papa, Du wirst zu dick! Du zeigst schon deutlich merkliche Anzeichen von Arterienverkalkung. Es kann Dich leicht der Schlag treffen, bei jeder Klei¬ nigkeit bekommst du einen roten Kopf. Schau, Alter,“ setzte sie begütigend fort, „ich meine es ja gut mit Dir. Du mußt mehr Bewegung machen. Tagsüber sitzt Du im Buro und abends beim Stammtisch, keinerlei körperliche Betäti¬ gung. Wir wollen Dich ja noch länger haben. Wenn meine Frau so gut und so gescheit mit mir redet, kann ich auch wieder nicht böse sein, denn mit dem roten Kopf, da hat sie recht. Ich merkte selbst schon, daß mir das Blut früher in den Kopf steigt als der Wein; ich habe oft noch gar keinen Rausch und er wird schon rot wie ein Paradeiser. Und mit der Bewegung? Na ja, da hat sie auch recht. Ich war dem Himmel schon immer dankbar, daß er mir meine 46

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