Sierning um 1820. Nach einer Zeichnung von Josef Edlbacher, Grünburg. Original im städtischen Museum. Die erste Beicht Von Karl Schönherr Der Bergerhansl war ein kleiner Knirps, aber ein großer Lump. Zu finden war er überall; in der Schule und in der Kirche ganz hinten, bei den Spitzbübereien ganz vorne. Beim Beten schlief er, bei der Arbeit fror ihn; aber beim Essen schwitzte der Hansl. Und es schlug ihm gut an: er strotzte vor Gesundheit; seine Backen waren rot und fleischig, und auf dem Kugel¬ kopf trug er ein ganzes Stoppelfeld strohgelber Haare, die nach allen Di¬ mensionen des Raumes auseinandersprühten. Da schoß eine Garbe pfeil¬ gerade in die Höhe; gleich daneben griff ein Büschl wagrecht aus; das obere Drittel der Ohrmuschel war beiderseits von einem überhängenden „Haar¬ schipl“ verdeckt. Hatte aber nichts zu sagen, denn Hansls Ohren waren trotz¬ dem noch groß genug. Beim Anblick dieser ausstrahlenden „Büschl“ und Schipl“ kam man unwillkürlich in Versuchung, daran zu zupfen; der Schul¬ lehrer, willensschwach, wie er schon war, konnte auch dieser Versuchung nie Herr werden. Heut war ein bedeutsamer Tag: der Bergerhansl sollte zur ersten Beichte seinem Leben mit¬ gehen. Das gehörte zum Schrecklichsten, was er bisher in 41
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