40 Blusennähte und ausgerissene Leibchenknöpfe andeuteten, ist nicht mehr zu übersehen. Die junge Dirn wird trotz Fastenzeit und Schwerarbeit üppig. Die Venuslinie ist in Gefahr. Das Hungern hilft nichts mehr. Es muß etwas ge¬ schehen. Die Mitzi faßt einen schweren Entschluß. Zwei Tage später steht die kleine Mollinger vor dem Gemeindesekretär. Schlägt die Augen nieder, zerknüllt das bunte Schnupftüchlein und will nicht mit der Sprache heraus. Hinter dem Gittergeflecht des Beichtstuhls ist der g’schamigen Dirn nicht viel ärger zu Mut. Endlich würgt sie ihr Anliegen heraus. „Um an Bezugschein möcht ich halt bitt'n“. Der Sekretär greift nach der Kartei. Die arme Mitzi wird immer verlegener. Da ist sie schon die peinliche Frage: „Was möchst denn gern?“ meint der Gemeindebeamte und taucht die Feder ins Tintenfaß. „An Busenhalter würgte die Dirn aus heiserer Kehle. Der Sekretär schmunzelte. Sein prü¬ fender Blick tut dem g’schamigen Dirndl weh wie ein Messerstich. Das Blond¬ köpferl in Flammenglut getaucht, unterschreibt die Mollinger den Antrag. Grüßt und stürzt aus der Kanzlei. Der Antrag geht durch viele Hände. Der Bürgermeister zeigt ihm augen¬ zwinkernd dem Ortsbauernobmann. Im Gemeindevorstand bildet die Büsten¬ korrektur der Mitzi Mollinger einen pikanten Punkt der ansonst langweiligen Tagesordnung. Der jüngste Gemeinderat beantragt einen Lokalaugenschein. Der Büstenhalter der blonden Mitzi wird zum Ortsgespräch. — — 22 —5 18 — ∆ —7 — ## — ∆ 1 □ Die g'schamige Dirn traut sich gar nicht mehr in den Ort. Der Bäcker zwinkert. Der Kaufmann tätschelt ihr wissend die Wangen. Ueberall regnet es Anspielungen. Vom Leiter der Kartenstelle, der für Rubensfiguren schwärmt, bekommt sie einen Liebesbrief. Drei Wochen später aber sagt ihr der Herr Gemeindesekretär: „Dein Ansuchen, Mitzerl, legen wir dem Wirt¬ schaftsamt gar nicht vor. Die Büstenhalter werden in vierzehn Tagen sowieso frei.“
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