Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1952

Ternberg bei Anlage der Umfahrungsstraße ausgespart, und ihr hang¬ wärts gelegener Wurzelbereich durch eine wohlgefügte Quadermauer aus dem dort bodenständigen Rauhwackengestein abgeschirmt. Durchaus nicht gleichgiltig ist die Artenauswahl bezüglich des Baumes als Bauwerkbegleiter. Fichte und Tanne widersprechen der hier so häufigen Barock¬ linie vollständig, dagegen harmoniert die weiche Kronenkontur von Linde, Ka¬ stanie, Ulme und Eiche mit ihr vorzüglich und ganz außerordentlich die beiden großen Magnolienbäume, welche vor der Kirche der Barmherzigen Brüder in Linz und vor der Stiftskirche von Mondsee stehen. Wenige Kilometer wei¬ ter steht einer der schönsten Kirchenbäume, die vollendet wohlgewachsene alte Linde von St. Lorenz. Inhalt und Anordnung der Stiftsgärten bedürfen einer eigenen Würdigung. Neben den sehr häufigen Kapellen am Wegrand stehen am häufigsten Linden und zwar im Flachland fast ausschließlich die kleinblättrigen Winter¬ linden, in den Gebirgstälern, ja bis gegen 700 Meter Seehöhe die großblättrige Sommerlinde. Innerhalb Steyrs begegnen wir natürlich die erste Art, z. B. bei der großen Johanni=Kapelle in der Blaumauerstraße hinter dem Schlo߬ park, bei der Marienkapelle in der Neuschönau nächst der Bahnübersetzung und unweit der sonst so nüchternen Haltestelle Münichholz. Allerdings haben die beiden prachtvollen Bäume ihre alte Kapelle verloren, es wäre aber sicher wünschenswert, in dieser erholungsarmen Umgebung in ihrem Schatten einen netten Rastplatz zu schaffen. Die architektonisch sehr wertvolle Johannikapelle nächst dem hochbarocken Vierkanter des Quenkhofes wird von je einer ehr hohen Esche und Robinie (Akazie) eingefaßt, die hübsche Kapelle unter¬ halb des Ochsenwaldes von zwei stattlichen Birken. Zwei der schönsten Nu߬ bäume der Stadt überschirmen beim Schloß Engelseck ein schönes Johannes¬ Steinbild. Reich an prächtigen, alten, zur Zeit sehr wohl gepflegten Sommer¬ linden ist das Ennstal bis zur Steirischen Laussa. An mehrhundertjähri¬ gen Kapellenbäumen darunter verdienen Erwähnung: die in der Nähe des Ternberger Bahnhofs, dann die Blasenbrunner=, die Kreuzkapellen¬ linde von Losenstein. Die Schloßtavernlinde zählt unter die Begleiter schö¬ ner Profanbauten. Von den drei „Fronleichnamslinden“ am Rande der Terrasse über dem Stiedelsbach mußte schon eine wegen „Ueberständigkeit“ entfernt werden und die beiden anderen dürften wegen ihres schweren Mistel¬ befalles auch nicht mehr sehr lange leben. Besonders schön sind die „Donati¬ linden“, welche, das Standbild des Heiligen beschirmend, von der Hochstraße des Arzberges auf die Reichraminger Eisenstraße herabblicken. Beim Arz¬ berghof selbst beschattete eine schöne Lindengruppe jenen berühmten „1000¬ jährigen“ Eichenstumpf, der als Rest einer Rieseneiche übriggeblieben ist und zu einem kleinen Lusthäuschen um¬ gewandelt wurde. Die Maria¬ thaler=Kapelle des Ortes Reich¬ raming wird von der gewaltigen „Marienlinde“ beschützt (Stockum¬ fang 12 Meter!). An der Mündung des Gaflenz¬ baches, knapp flußoberhalb der Felsen¬ enge des einst so gefürchteten Flößer¬ freithofes, steht die 3= bis 400jährige „Flößerlinde“, die sich zusammen mit den weit jüngeren aber höheren drei Linden beim „Kasten“ um ein altes Flößerheiligtum gruppieren. Auf be¬ sagtem „Kasten“, der sog. „Flößer¬ Die drei Hauslinden bei der Flößertaverne bei tavern“ gegenüber der Bahnstation Kastenreith. Kastenreith befindet sich ein 102

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