liebtheit als dichter Bewuchs von Cottagehäuschen und auch von Schlössern erfreuen, wo er solche Gebäude bis über die vierte Stockwerkhöhe mit einem grünen Mantel überzieht und geradezu als Schutz vor Schlagregen geschätzt wird. Seiner Herkunft nach gedeiht er am besten in geschützter Lage ohne extreme Sommerhitze und Winterkälte. Im Stadtgebiet sind daher in den ver¬ gangenen Dürrejahren und Frostwintern einige schöne Efeustöcke eingegangen. Gut erhalten hat sich der fast zwei stockhohe Efeu bei der ehemaligen Maut in der Haratzmüllerstraße, wo er in der Nähe eines wertvollen Steinbildstockes eine Spitzpappel emporklettert. Einer der stärksten Efeustöcke überzog noch an der Jahrhundertwende die Wetterseite der Haidershofener Kirche. Leider ist er größtenteils ein Opfer des erwähnten Vorurteils geworden, sehr zum Schaden der Mauer. Einen der schönsten und mächtigsten Efeubewüchse, aus 5 starken Stämmen der Nordwand hervorgehend, zeigt die edel konturierte Bergkirche von St. Ulrich. Hier ereignet sich der relativ seltene Fall, daß die sonst nur in großer Höhe gedeihenden einfachen, breitelliptischen Lichtblätter bis zu den drei= und fünfteiligen zierlichen Schattenblättern der Stockbasis herabsteigen. Die Südwand auf dem im Westen von einem riesigen Lindendrilling einge¬ faßten Friedhof weist auch schon einen starken Efeustock auf. Berühmt ist im Nachbarbezirk Kirchdorf der Kirchenefeu von Ried im Traunkreis, der vor dem Frostwinter 1929/30 so hoch war, daß jährlich das Turmuhrziffernblatt für den Gang der Zeigern freigeschnitten werden mußte. Er scheint sich ebenso, wie der der Burg Altpernstein wieder zu regenerieren, ebenso einer an einem turmartigen Haus an der ehemaligen Stadtmauer von Enns. Unberührt im Gedeihen blieben die herrlichen Efeu¬ bewüchse um den Attersee und der von der Burg Wernstein am Inn begünstigt durch das gleichmäßig=feuchte Klima. Das ernste dunkle, winterharte Grün, die Schattenliebe und die Ausdauer am richtigen Standort hat der Efeu mit der Eibe (Taxus) gemein, ein unseren Wäldern eigenbürtiger, aber wegen seines begehrten giftigen, daher von Würmern nicht angreifbaren Holz stark in Abnahme befindlichen Baum. Er wäre, wie kein anderer berufen, auf Fried¬ höfen alle anderen Nadelhölzer, einschließlich der meist viel zu raschwüchsigen Tujen (=Lebensbäume, die immer wieder fälschlich Zedern genannt werden) zu ersetzen, zum mindesten da, wo es sich um einen auf Jahrhunderte ge¬ wünschten Schmuck edler Grabstätten handelt. Als Beispiel für ehrwürdiges Alter seien die beiden mehrhundertjährigen Eiben in der Nordecke unseres „Alten Friedhofes“ genannt und die aus dem dreißigjährigen Kriege stam¬ menden Eiben des Pappenheimschlössels in Linz. Die Rieseneibe im Stiftsgarten Wilhering dürfte überhaupt eines der ältesten Lebewesen des Landes sein. Allerdings taugt nicht jede Eibe für den freien Stand am unbe¬ schatteten Grab und muß in diesem Falle eigens dazu gezogen werden, ist aber dann der getreueste Beschirmer, überdauert jeden anderen Grabbaum wohl auch die meisten Grabkreuze. und Den größten Gegensatz gegenüber der Eibe bietet die Trauerweide, deren wissenschaftlicher Name Salix babylonika schon auf ihre orientalische Heimat und damit auf ihre geringe Eignung für unser Klima hindeutet. Gewiß recht schade in Anbetracht des hellen, hängenden Laubes und des auch im unbelaub¬ ten Zustande schönen Baumes. Allein wir besitzen in der Trauerbirke einen un¬ serem Klima ungleich besser angepaßten vollwertigen Ersatz und zu diesem haben wir auch gegriffen, als am Grabe der beiden Mundartdichter Schosser und Moser nun schon die zweite Trauerweide durch Brüchigkeit zugrunde gegangen ist. Einen guten Zusammenklang gibt die alte Friedhofmauer, die mit wuch¬ tigen Blindarkaden geziert ist, mit der jetzt 280 Jahre alten Friedhoflinde. Sie steht auf einem kleinen Aussichtsplateau auf der Wetterseite der Friedhofmauer; manche beschädigten Aeste mußten daher schon sorgfältig zurückgeschnitten wer¬ den. Weniger die Schönheit als die Lage machen den Baum so beliebt; uralte 100
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