GSscztobsektSst im Bezirk Steur Professor i. R. Dr. Heinrich Seidl Von Studienrat Landesfachreferent für den Naturschutz im Lande Oberösterreich Kein Tierstamm auf der Erde ist so arten= und individuenreich, wie der der Insekten. Das deutsche Wort Kerbtier oder abgekürzt „Kerf“ findet derzeit für den weiteren und den engeren Begriff Anwendung und kennzeichnet vor¬ züglich den durch tiefe, scharfe Einschnitte des Körperpanzers auffallenden Bau, der in völligem Gegensatz zu unserem eigenen steht, eine unerhörte Gelenkig¬ keit verleiht und durch die erstaunliche Härte und Federkraft der Panzer¬ ubstanz, des Chitins, nicht wenig zu der weitgehenden Unverwüstlichkeit dieser Tiere beiträgt. Dazu kommt die vielfach verborgene Lebensweise, die oft un¬ übertreffliche Anpassung an die Umgebung und die gerade bei den Schwächsten unerhörte Vermehrungsfähigkeit, die das Heer der Insekten zu einem bisweilen bitter ernsten Gegner des Menschen macht; zählt doch die weitaus größte Zahl an Insektenarten zu jenen Tieren, die sich mit besonderer Vorliebe von Pflan¬ zen nähren, die für den Menschen unentbehrlich geworden sind. Man denke nur an die argen Forstschäden, die der große Fichtenborkenkäfer schon in den ersten Nachkriegsjahren im Weißwasser=Gebiet und in den zweiten Nachkriegs¬ jahren in noch größerer Ausdehnung hervorgerufen hat, an die Nonnen¬ ist, schmetterlingsplage, die im Steirischen bis an unsere Landesgrenze gerückt an das Vordringen des Kartoffelkäfers, an den oft verzweifelten, beständigen Kampf der Edelobstzüchter gegen Frostspanner, Schwammspinner, Ringel¬ spinner und Blutlaus — um nur einige wenige Insektengefahren zu erwähnen. Würde die Größe der Insekten nicht durch ein noch nicht bis zu Ende er¬ forschtes Naturgesetz in verhältnismäßig bescheidenen Grenzen gehalten (das ist für Mitteleuropa von zirka 1 Dezimeter der Länge der größten Raupen und bis zu einem Drittel Millimeter der kleinsten Rindenkäferchen), so wäre unsere schöne Erde wohl längst kahl gefressen. Aber unter nur einigermaßen natürlichen Umständen ist dafür gesorgt, daß die „Bäume nicht in den Himmel wachsen“ und auch in den Legionen der Insekten selbst finden sich erbitterte Verfolger von Schadkerfen, die gerade in Schädlingsjahren ebenfalls vermehrt auftreten und an der Eindämmung der Verheerungen wesentlichen Anteil haben. Die Kenntnis dieser „Nützlinge“ ist viel zu viel bekannt, vielfach auch von verhängnisvollen Irrtümern und Vorurteilen durchsetzt, so daß ein wenn auch nur kurzes Eingehen auf diese Verhältnisse in einem weit verbreiteten Jahrbuch gerechtfertigt, ja geboten erscheint. Den ersten Preis in der Schädlingsbekämpfung im Walde verdient jeden¬ falls die bekannte Rote Waldameise (Formica rufa), wegen ihrer hohen Bauten auch Hügelameise genannt. Beide deutschen Namen sind nicht ganz eindeutig, denn einerseits bauen auch gewisse kleine Wiesenameisen hügelartige Nester allerdings kaum 2 am hoch und nur aus Erdkrümeln, also nicht zu verwechseln 93
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