K der Oatel der Zufriedenheit Die Geschichte einer österreichischen Münze von Dr. Erlefried Krobath Nicht immer sind es große Erfindungen oder die Entwicklung der Technik, die die Welt oder einen großen Teil derselben erschließen helfen; sehr häufig sind es, im Verhältnis zum Weltgeschehen gesehen, kleine Dinge, die beitragen, Entwicklung, Fortschritt und Ansehen eines Volkes zu fördern. Ein solches Ereignis des täglichen Lebens war in Oesterreich geschehen, als im Jahre 1754, auf Grund einer Uebereinkunft mit dem bayrischen Kur¬ fürsten Max Joseph, eine neue Münze herausgegeben wurde. Sie zeichnete sich durch ihre genaue Prägung, ihre Schönheit und den genauen Silbergehalt aus. Nach der damals regierenden Kaiserin, deren Bild die Münze schmückte, bekam sie den Namen Maria=Theresien=Taler. Während die Verbreitung des Talers infolge der innigen Handelsbeziehungen mit den Balkanländern im wesentlichen auf Europa beschränkt blieb, trat sehr bald ein Ereignis ein, das der Münze die weite Welt erschloß. Der in Frankreich regierende König Ludwig XV. verbot den Kaufleuten von Marseille, französisches Silbergeld auszuführen, da dieses in großen Men¬ gen aus dem Lande abströmte. Oesterreich führte zu dieser Zeit viel Seiden¬ waren aus Südfrankreich ein. Die Bezahlung des Gegenwertes erfolgte viel¬ fach in Maria=Theresien=Talern. Es war also naheliegend, daß die französischen Exporthändler ihrerseits diese zu Zahlungen an ihre überseeischen Geschäfts¬ freunde verwendeten. Als Maria Theresia im Jahre 1780 starb, wurde der Taler als Handelsmünze mit dieser Jahreszahl für private Rechnung weiter hergestellt, da der lebhafte Levantehandel über Triest dem Taler bereits ein weites Absatzgebiet verschafft hatte. Auf diesem Wege war er bereits nach Arabien, die Länder der Schwarzmeerküste, Abessinien und nach Ostafrika ge¬ langt. Ueber Tripolitanien wanderte der Taler auf Kamelrücken durch die Sahara nach Westafrika. Srs 8 Sse 5 4 4 ∆ C ∆ 108 Die heilige Stadt Mekka der Araber war damals nicht nur religiöses Zentrum der Mohamedaner, sondern einer der bedeutendsten Handelsplätze des Orients. In den Städten Dschedda und Jemen hatte sich der gesamte Fell¬ und Ziegenhandel des Orients konzentriert. Es versammelten sich daher in den erwähnten Städten jedes Jahr Hunderttausende von Menschen der ferneren 88
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