Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1951

Ohren. Er war der Käufer des Waldhauserbesitzes, deshalb vor allem, um bei Eva auch sonst als Nachfolger des Ungetreuen angesehen zu werden. Mit wogendem Busen trat Eva vor den Waldhauser, der gerade unter der Hauslinde stand und die Kostenüberschläge eines Auswanderungsagenten musterte. „Für so z'nicht hätt' i di nicht g’halten“, keuchte sie mit fliegendem Atem. — — Sie fing zu schluchzen an. „Die andere nimmst mit. „Kann i anders? Mi nit. Das wird dir kein Glück bringen. So eine Falschheit!“ Daß der Zusinger seine Hand im Spiele hatte, wollte Heini nicht ein¬ gestehen. Auch nichts von dem Versprechen erwähnte er, Plona vor der Ein¬ chiffung zu heiraten, falls sie mitginge. Er wurde fürchterlich verlegen und stotterte: „I kenn' mi nit mehr aus . . . fort geh i, das Haus ist schon verkauft. Zwei kann i nit heiraten, also eine... „I möcht' wohl, was mach' i aber mit der „Und die eine bin nit i?“ — — „Du ja auch!“ Kaum andern?“ „Sorg' di nit, die kriegt schon einen.“ — hatte er diese Worte unüberlegt hervorgestolpert, bereute er sie gleich wieder. „Nimm's nit arg... in mein Kopf geht's schon ganz närrisch durcheinand. Kannst ja du mitgeh'n ... „So, so, schaut's den Waldhauser an“ ließ sich eine fremde Stimme ver¬ nehmen. „Die Eva, vom reichen Oberhupfunter die Tochter, kann mitgehn. Der Zusinger bog vom Steig herein, wo ihn eine Weißdornhecke den beiden verborgen gehalten hatte. Er mußte schon einige Zeit dort gelauscht haben. „Hast ja nit alles gehört, Zusinger, was i der Eva zu sag'n hab'. I mein ja bloß, sie könnte mitgehn, wenn nit schon die Plona bestimmt wär' Die hat als Waisenkind niemanden, der ihr nachweint. Der Oberhupfunter aber könnt' ich was antun, wenn sein einziges Kind davonrennt. Er braucht jemand, der nach seinem Tod 's Geld z'sammstreicht.“ So sprach der Waldhauser sonst nie, besonders nicht zu der, welche das eine seiner beiden Herzen war. Es redete der Zusinger aus ihm und der Mut der peinlichen Lage. Das fühlte die Ober¬ hupfunterische mit dem Spürsinn des Weibes gleich heraus. Wie Nebelstreifen in der Sonne klärte sich ihr die Wirrnis der Lage. „Zusinger, du hast ein falsches Spiel g'mischt. Aber merk 's dir: die letzte Kart' hab' i in meiner Hand. Heini, du bist und bleibst mein!“ Schnell ging sie, ohne die verdutzten Gesichter der bei¬ den Männer zu beachten, ihren Weg zurück. So lang ie im Bereiche von Men¬ sie schenblicken war, fühlte 4 sie ich mutig und stark. Als 2 ∆ — 2 aber am Waldsaume dahin¬ 2 — ging, verließen sie die Kräfte. 6 1-0 7 Sie sank am Moosrasen hin, k. E lautlos, in jenem unheimli¬ 4— chen Schmerz, der keine Trä¬ 4 ne findet. Sie rührte sich nicht einmal. S Da tippté jemand der Jungfer auf die Schulter. Erschreckt setzte sie sich auf. Eine alte Holzsammlerin ließ sich an ihrer Seite nieder. Wie alt sie war, wußte sie O• 2 selbst nicht genau zu sagen. Striche eingegraben. In ihrem Gesicht hatten die Jahre viel tiefe 75

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