Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1951

gewendet und auseinandergefächert, sodaß die Farben und Figuren nach zeigte sich ein zweites Eichelaß. obenauf lagen. Und wirklich „Seht ihr 's, da ist die zweite Aß, brullte Hans. „Zwei hat der Lump im G’spiel! So wird 's auch mit andere sein. Darum gewinnt er alleweil und wir können brav zahlen. Nun erfolgte ein wüster Lärm. Die drei geprellten Spieler waren auf¬ dem gesprungen und schimpften auf den Partieführer ein, was sie nur aus Be¬ Halse brachten, nannten ihn alles, nur keinen Herrn und fuchtelten zur sich kräftigung ihrer Worte mit den Fäusten vor seiner Nase herum, daß er der ganz an die Mauer zurücklehnen mußte, um nicht mit den derben Knochen Genossen nähere Bekanntschaft zu machen. Aber zu schweigen oder sein Schuld zuzugestehen, fiel ihm doch nicht ein; er gab im Gegenteil die Schimpfworte im selben Maß zurück, wie er sie empfing, und als er sich mit dem Deutschen nicht mehr helfen konnte, nahm er seine Muttersprache zu Hilfe und es war ein Geschrei, daß schließlich einer den anderen nicht mehr verstand. Auf dem schweren Eichentische mischten sich braune Ströme von Bier und lichte Bächlein von Schnaps aus umgestürzten Gläschen und der von den Flüssigkeiten aufsteigende Alkoholdunst schien die Streitenden nur noch mehr zu erhitzen. Der Tisch dröhnte und die Gläser klirrten unter den Fausthieben der vier Männer, deren jeder auf die Weise die Wahrheit seiner Worte bekräftigen wollte, und plötzlich flog dem Italiener ein Pack nasser Karten ins Gesicht. Zugleich schrie der Werfer, der Flößer Hans: „Her mit dem Geld, was Du uns abgeschwindelt hast, sonst schlag ich Dich nieder!“ Und damit griff er nach der Geldtasse des Italieners. Als dieser sah, daß es an seinen Schatz gehe, kannte seine Wut keine Grenze mehr und flugs hatte er das Messer in der Hand, um sein Geld zu ver¬ teidigen. Nun war aber auch bei den anderen das Maß voll. „Was, a Messer? s Messer nimmt er! In höchster Wut brüllten es die drei nur so heraus und ehe der Italiener die Hand zum Stich erheben konnte, hatten ihn schon sechs derbe Fäuste gepackt. Im Nu war ihm die Waffe entwunden, er selbst von seinem Sitz hervor und in die Mitte der rauchgeschwängerten Stube gezerrt, Faustschläge hagelten auf ihn herab so dicht wie Schlossen, und dann ward er zur Tür geschleift, diese aufgestoßen und auf eins, zwei lag er draußen auf der Straße, daß ihm die Knochen knackten. Ein paar kernige Flüche und Schimpfworte, sowie die Drohung, daß ihm das Genick umgedreht werde, wenn er noch einmal hereinkomme, flogen ihm nach, dann schlug die Tür mit Gedonner ins Schloß und rasselnd drehte sich der Schlüssel. Noch eine kleine Weile schollen die aufgeregten Stimmen der drei Verbündeten auf die stille Dorfstraße hinaus, dann wurde es ruhig Aechzend und mit einem halblauten italienischen Fluche erhob sich Bren¬ toni. Sein ganzer Körper brannte auf das schmerzlichste von dem Falle und von den Hieben, und als er nun an dem Fenster des Wirtshauses vorüberhumpelte und hörte, wie drinnen auf einmal ein helles Gelächter aufgeschlagen wurde, da biß er sich in ohnmächtiger Wut so in die Lippen, daß das Blut hervorquoll und seine Augen funkelten wie die einer Wildkatze. Jedenfalls waren die drei gerade dabei, sein Geld zu teilen, das gewonnene sowohl, als auch sein regel¬ mäßiges Eigentum. Und er konnte nichts dagegen machen. Aber rächen wollte er sich an diesen Burschen, das stand fest. Vor allem aber an Hans, denn der war sein Hauptgegner. Erst hatte er ihm das Mädel abgefischt und nun hatte er ihn auch beim Falschspielen ertappt. Zweimal hatte er nun schon wegen diesem Kerl gründliche Prügel ausgefaßt, aber heute sollte es das letztemal gewesen sein. Na wart' nur Hans! 51

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