men? Das müssen natürlich außergewöhnliche Menschen sein — Preisboxer, Dompteure, Schlangenbändiger etc.... „O nein, wieder Frauen, frei gewählte Lehrerinnen, aus der Mitte der Frauen heraus, ganz demokratisch. Kein Mann darf die Harmonie stören. „Aber noch etwas, Herr Steäse. Wenn nun die Frau im Evarium studiert und der Mann hat Sehnsucht nach der Weiblichkeit, sei es, daß die Wohnung nicht mehr ganz rein und in Ordnung ist oder aus anderen Gründen, Sie ver¬ stehen doch, und die Frau darf nicht heraus, wie ist da abzuhelfen?“ „Ist alles vorgesehen, alles erwogen,“ versicherte Herr Steäse „Bitte lesen Sie die Statuten durch. Im Abschnitt V, Punkt 3b heißt es: Junge Mädchen, die sich für die Ehe vorbereiten wollen, werden gegen halbe Taxe im Evarium in allen häuslichen Obliegenheiten ausgebildet. Diese Elevinnen müssen jähr¬ lich mindestens durch 3 Monate in den Haushalten, wo die Frau studiert, prak¬ tizieren und ist für diese Zeit von dem Haushaltungsvorstande ein Zeugnis auszustellen. Außerdem sagt der Abschnitt III, Punkt 2d, daß eine internierte Ehefrau, auf Verlangen des Mannes, gegen Revers auf kurze Zeit zu ihrer Familie zurückkehren darf, wenn sie auch noch nicht alle Prüfungen bestanden hat.“ „Herr Stehseidel, Sie sind ein Genie! Sie verdienen den Nobelpreis! Das ist einfach herrlich! Mir persönlich ist der Abschnitt V sympathischer als der III. Eines ist mir noch unklar, doch Sie haben sicherlich an alles gedacht bei dem Entwurf, hoffentlich auch daran, wie wir die Frauen hineinbringen in das Evarium? Denn gelingt das nicht, ist der ganze Plan für die Katz: Gespannt hingen die Blicke an den dünnen Lippen des Kleinen, die sich zu einem sarkastischen Lächeln verzogen. „Das ist sehr einfach, ohne jede Gewalt, ganz freiwillig gehen die Frauen in das Evarium. Sind sie einmal drinnen, heraus... Also passen Sie gut auf wie das gemacht wird... „Auf das bin ich wirklich neugierig“, ließ sich nun die scharfe Stimme meiner Frau vernehmen, die nicht länger mehr an sich halten konnte. Dieser Zwischenruf wirkte wie eine Bombe auf uns beiden Haushaltungsvor¬ □22 tände. Während Steäse sich instinktiv zu¬ sammenduckte, als wollte er unter den Di¬ van kriechen, versuchte ich mit zitternden Händen den Evarium=Entwurf zu ver¬ 1 stecken. Doch mit raschem Griff hatte meine — Frau das Papier an sich gebracht und nach kurzem Studium sprach sie, die Augen — treng auf mich gerichtet: „Das habt Ihr □ T 44 beiden Helden großartig ausgeknobelt. 450 + — Doch ich glaube, wir Frauen verkürzen unsere Ausbildung und fangen gleich mit der Mittelstufe an, und zwar zu Hause! Ohne Evarium!“ Und schon war der Entwurf in Fetzen zerrissen und im Ofen verschwunden. „Und Sie, Herr Stehquargel oder wie Sie heißen ... zürnte sie sich umwendend .. Doch der hatte bereits die Flucht ergriffen; wohin er gekommen ist, weiß niemand... Ich versuchte noch öfters im geheimen, ohne daß meine Frau es wußte, eine Spur von Herrn Steäse zu finden, von wo er kam und wohin er ging. Alles umsonst, der war und blieb verschollen. Schade! Denn bis heute weiß niemand, wie es anzustellen sei, die Ehe¬ frauen zwecks Ausbildung so zu internieren, wie es im Evarium vorgesehen war. Schade, es würde dies gewiß viele Männer interessieren. Sollte aber jemand einen Ausweg wissen, Zuschriften unter „Evarium“ an das Rathaus der Stadt (Diskretion Ehrensache). 48
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