DAs-Ovariums von L. STEINBRECHER Für Ehefrauen uninteressant (nicht lesen) Seit Monaten tobt ein heftiger Kampf in meiner Brust. Es kämpft der Ehrgeiz, die persönliche Eitelkeit, mit der Sachlichkeit. Einmal ist die Eitel¬ keit obenauf, dann wieder die Sachlichkeit unten. Ein ewiger Zwiespalt, denn: erzähle ich nachstehende Episode, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, das Problem zu lösen, alle Ehen glücklich zu gestalten und unserer Stadt zu Reichtum und Wohlstand zu verhelfen, denn 120 Prozent aller verheirateten Männer werden insgeheim mithelfen, die Spuren des wahren Spiritus Rektors des Planes wiederzufinden oder sonstwie.. (Nur ich würde dabei eine untergeordnete Rolle spielen.) Schweige ich aber über die Begebenheit, wie sie sich tatsächlich zugetragen hat, so werde ich möglicherweise dereinst als der geistige Urheber des gro߬ ja artigen Planes gelten, werde berühmt und gefeiert werden, wenn ... an wenn . .. wenn es mir gelingt, selbst das noch fehlende Pünktchen des „i“ die richtige Stelle zu setzen oder den Initiator des genialen Gedankens auf¬ zufinden. Doch sei es wie immer! Ich erzähle! Ich saß einst trübsinnig in meinem Arbeitszimmer und dachte, wie schon so oft, auch jetzt vergeblich nach, wie ich mir um unsere Stadt Verdienste er¬ werben könnte. Das Nachdenken fällt mir ja nicht schwer, ich bin diese geistige Arbeit gewöhnt, nur 10 daß mir nie etwas Vernünf¬ tiges einfiel, das verdroß mich. 2 Nur ein einziges Mal einen * Schlager hervorbringen und K — ich wäre zufrieden!!! die Traurig blies ich Rauchwolken der Zigarre in die Luft. Da klopfte es schüch¬ tern an der Tür und herein trat ein kleines, verdorrtes 1 Männlein mit einer Aktenta¬ F —4 sche unter dem Arme. „Habe ich die Ehre, Herrn Gemeinderat zu sprechen? 94 „Jawohl, und mit wem —.— 7 habe ich das Vergnügen? „Entschuldigen Sie, bitte, ist Ihre Frau Gemahlin zu Hause?“ „Sie ist im Nebenzimmer; wenn Sie es wünschen, wird sie sofort er¬ scheinen.“ „Um Himmelswillen! Nicht so laut, Herr Gemeinderat“, ereiferte sich der Fremde. „Wir dürfen nicht gestört werden — eine sehr delikate Sache.“ Scheu blickte der Gast umher, als wollte er sich vergewissern, ob nicht doch eine dritte, ungebetene Person Zeuge der Unterredung sei. 45
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