Zur Geschichte des Steyrer Sanitätswesens im 16. Jahrhundert Von Direktor Josef Ofner. Zu allen Zeiten waren die Menschen um die Erhaltung ihrer Gesundheit besorgt. Vor al¬ lem in Städten, wo ihre Wohnungen gedrängt S beieinander lagen und daher ansteckende Krank¬ heiten rasch um sich greifen konnten, waren be¬ #. ondere sanitäre Maßnahmen notwendig. Aus¬ 825 Sied¬ diesem Grunde finden wir in größeren S# 8 20 lungen frühzeitig Spitäler, Siechenhäuser und Arme, 1 andere Wohlfahrtseinrichtungen für 9# Kranke und Pfründner. Zu den ältesten Für¬ orgeanstalten dieser Art im Lande ob der Enns zählt das uralte Bürgerspital zu Steyr, das nach dem Brande 1302 die Gemahlin Albrechts I., Königin Elisabeth, wieder aufbauen ließ und 1). 1313 mit einer Reihe von Stiftungen bedachte Es bestanden in diesem Jahrhundert in der Stadt schon Badestuben?), es gab ein Sondersiechenhauss) * und eine Bruderschaft, die sich der notleidenden Fremden annahm, die Elendzeche'). Die Heil¬ kunst, damals wohl noch weitab von gründlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wurde an den Universitäten zu Montpellier, Paris, Bologna, Padua und Salerno gelehrt. In den deutschen 2 des Hochschulen errichtete man erst zu Beginn 15. Jahrhunderts medizinische Fakultäten'). Je¬ 280 denfalls übten auch in der reichen Eisenstadt 2 1 □91 schon in diesem Jahrhundert akademisch gebildete 5 Aerzte ihre Kunst aus und es besorgte ein Apo¬ ∆ theker die notwendigen Heilmittel. Doch sind hier¬ über bis jetzt keine besonderen Nachrichten bekannt Arzt im 16. Jahrhundert geworden. Erst die Archivalien aus dem folgen¬ Randzeichnung von A. Dürrer den Säkulum gewähren Einblick in die sanitären aus dem Gebetbuch Kaiser Verhältnisse. Sie erzählen von Aerzten, Apothe¬ Maximimilians kern und Badern. Zahlreiche Vertreter des ärztlichen Standes waren Anhänger des Huma¬ nismus, jener geistigen Strömung, die, von Italien kommend, um 1500 auch bei uns Eingang fand. So hielt mit der Reformation der Arzt und Humanist Dr. Siegmund Wunder seinen Einzug in Steyr. Man wußte nicht, woher er kam, er war 1526 „plötzlich“ da. Der Rat bewilligte ihm nicht nur die Ausübung der ärztlichen Praxis, sondern gestattete ihm auch „die hebräische, griechische und lateinische Sprache, ohne welche die ersten beiden das Wort Gottes nicht möge gründlich verstanden werden, öffentlich zu lehren und die Bibel aus dem Grunde der hebräischen Sprache und St. Paulum der griechi¬ 105
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