säure um 120 Groschen herzustellen, welche Menge genügt, um mit der nötigen Verdünnung das begehrte Einreibungsmittel gegen rheumatische Schmerzen herzustellen. Dagegen kann man sich ohne Schädigung der Ameisenkolonien einen erquickenden Duftstoff verschaffen, wenn man (allerdings in nicht allzu leicht bekleidetem Zustand!) mit der flachen Hand leicht auf die Kuppel eines Ameisenhügels schlägt und die Hand in zirka einen Dezimeter Entfernung hält. Sofort sind die Torwächter mobilisiert, eilen zum Gipfel und sprühen ihre Säure gegen den vermeintlichen Feind. Die Handfläche duftet dann noch längere Zeit erfrischend. Bringt man aber die Augen näher als 60 Zentimeter an die Ameisenburg, so kann die chemische Waffe des tapferen Ameisvolkes an die Augenbindehaut kommen und ein ganz furchtbares Brennen verursachen. Daß aber daraus Blindheit erfolgt, ist ein Irrglaube. Die meisten kleinen Verwandten unserer Waldameise, die grauen, braunen, roten und gelben können durch Eindringen bis zu den menschlichen Vorrats¬ stätten und besonders durch ihre „berufsmäßige“ Verteidigung der den Garten oft schwer schädigenden Blattläuse recht unangenehm werden. Die Stärke dieser zarten, sonst recht hinfälligen Schnabelkerfe liegt in ihrer sogar für Insekten außerordentlichen Vermehrungsfähigkeit. Die im Frühjahr aus überwinterten, befruchteten Eiern schlüpfenden Blattläuse häuten sich vier¬ mal, sind mit 12 Tagen ausgewachsen und gebären in kurzen Abständen mehr¬ mals 20 bis 40 lebende Junge, daher die erstaunlich rasche und dichte Besiede¬ lung junger Zweige zu Beginn des Laubausbruches. Dann folgen Generatio¬ nen geflügelter Geschlechtstiere, deren Nachkommen alle nach kurzer Zeit wieder vermehrungsfähig sind. Nun sind die Ameisen bekanntlich gierige Leckermäuler, denen es auf den schon erwähnten Honigtau der Blattläuse dringend ankommt, und welche daher mit Hilfe der „chemischen Waffe“ sehr nachhaltig gegen ihre Todfeinde, die kleinsten der Schlupfwespen, verteidigt werden. Glücklicherweise hatsich das bekannte DDT.=Pulver gegen Ameisen als sehr wirksam erwiesen. Nun aber zu den Schlupfwespen, welche nach der Roten Waldameise die besten Bundesgenossen im Kerbtierreich gegen schädliche Insekten sind. Mit den entwicklungsgeschichtlich ziemlich nah verwandten Emsen haben sie den extrem deutlich gegliederten Bau gemeinsam, sind aber nicht „staatenbildend“, haben also keine geschlechtslosen geflügelten Arbeiter, sondern nur geflügelte Ge¬ schlechtstiere und die Weibchen sind durch einen langen Legestachel ausgezeich¬ net. Man sieht diese Tiere an alten Fensterstöcken, gelagertem Holz und ähn¬ lichen Orten eifrig herumrennen, wobei sie mit ihren langen, geknieten Fühlern die Unterlage „betrillern“ Sie suchen im Holz verborgene Bohrwürmer, stellen den Legestachel senkrecht und bohren bis zu dem Holzbewohner einen feinen Kanal, durch den ein oder je nach Art mehrere Eier in den „Holzwurm“ gelegt wird. Aehnlich geht die Schlupfwespe auch an dicke, gefräßige Raupen heran, die Kleinsten aber an Blattläuse oder Insekteneier. Die Schlupfwespen sind also Brutschmarotzer, deren Larve sich auf Kosten des Wirtes entwickelt und für Schmetterlingszüchter bringen sie nicht selten schwere Enttäuschung, wenn aus der mühevoll aufgezogenen Schwärmerpuppe schließlich nur eine Anzahl Schlupfwespen auskriechen. Im Naturhaushalt aber sind sie zur Eindämmung gewisser Schadinsekten unentbehrlich. Das bekannteste Beispiel ist die Köhl¬ raupenschlupfwespe, die ihre Eier in die „Kohlwürmer“ die gewissen grünlichen Raupen des Kohlweißlings, legen. Verpuppen sich diese dann, so kriechen bald die Larven der Kohlraupenparasiten aus und verpuppen sich in nächster Nähe. Ihre kleinen Kokons sehen wie gelbe, ovale Eierchen aus. Wenn nun der Land¬ wirt dazukommt, und in der Meinung, „der Kohlwurm hot Oa g’legt“ diese zerdrückt und sich so um seinen heimlichen Bundesgenossen bringt, wäre es höchst unrecht, ihn dessentwegen zu verlachen. Verantwortlich wären in diesem Falle die Lehrer, wenn sie es versäumen, auf diese schon lange bekannten Zu¬ ammenhänge entsprechend hinzuweisen. Ein zweites Beispiel mag der an Edelobstbäumen sehr schädliche Gold¬ 96
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